Lesezeit 20 Minuten - aktualisiert September 2022
Jetzt mal ernsthaft und vom ambitioniert kochenden Holz-Nerd zum Koch:
„Schneidebrett ölen mit 08/15 Salatöl kannst Du knicken. Das funktioniert nicht und ist unprofessionell.“
Das ist vergleichbar wie scharfe Küchenmesser im Geschirrspüler zu spülen. Der Laie fragt sich, was daran schlimm ist. Das merkt er spätestens dann, wenn die Messerklingen ruiniert sind.
Aber wie funktioniert das mit dem Schneidebrett ölen richtig?
In diesem Beitrag lernst Du:
- den Unterschied zwischen Salatöl und Öl für Holzschutz
- welchen Sinn es überhaupt ergibt, ein Schneidebrett ölen zu müssen
- was Kuchen backen mit Schneidebrett ölen zu tun hat
- wie Du lange Freude an deinem Schneidebrett hast, ohne dass es anfängt zu stinken
- einen Leitfaden wo Du siehst, welches Öl für was geeignet ist
Um die Krux besser zu verstehen, stelle dir mal bitte kurz folgende Situation vor:
Zuhause verlegt jemand für dich sau teures Massivholz-Parkett. Dann schleift er den Boden und fährt mal kurz in den Discounter. Er kommt mit 10 Flaschen Sonnenblumenöl für 3 Euro pro Flasche zurück und fängt nun an, das Öl auf dem Fußboden zu verteilen. Was machst Du? Vermutlich fragen, ob er unterwegs Bauschutt geraucht hat und bitten zu gehen.
Wo liegt der Unterschied zwischen Fußboden und Schneidebrett ölen?
Bei so einem Extrembeispiel scheint die Sachlage klar: Jeder weiß im Prinzip, dass es für Parkett spezielles Öl gibt. Für ein Schneidbrett aus Holz aber auch. Öl ist nicht gleich Öl.
Ein Schneidebrett wird viel extremer abgenutzt als ein Fußboden. Also was tun?
Schneidebrett ölen: warum Salatöl nicht geht
Dafür gibt es 3 entscheidende Gründe.
Der erste wäre, weil Speiseöl nicht gereinigt wird. Es enthält noch alle Schleimstoff Eiweiße. Diese werden mit der Zeit (auch im Holz) durch Sauerstoff ranzig. Deshalb steht auch ein MHD auf der Flasche. Gerade bekanntes Leinöl bekommt einen fürchterlichen Geschmack und Geruch wenn es ranzig ist.
Zweitens wird es – weil es noch alle Inhaltsstoffe hat – nie richtig aushärten, sondern immer klebrig bleiben. Das ist so ähnlich wie beim Ei-Schnee schlagen: Trennt man die Eier nicht sauber, wird das Eiweiß nie richtig steif.
Der dritte Grund ist das falsche Öl. Es unterscheidet sich bei der Zusammensetzung in gesättigte und ungesättigte Fettsäuren. Nur die ungesättigten Fettsäuren sind in der Lage, mit Hilfe von Luft zu reagieren und auszuhärten. Die andere bleiben einfach flüssig.
Dadurch entsteht das eigentliche Problem: nicht hart gewordene Pflanzenöle verseifen durch Tenside (Spülmittel) und werden wieder ausgewaschen. Ausgehärtete Öle aus ungesättigten Fettsäuren haben dagegen ihre Struktur geändert und sind polymerisiert. Sie sind kein Öl mehr, sondern ein Polymer. Das ist wie die Umwandlung von Mehl und Wasser zu einem zäh-elastischen Teig.
Der Unterschied zwischen Salatöl und Holzöl kann man wie folgt beschreiben:
„Man braucht zum Ölen von einem Schneidebrett sinngemäß keine Butter, sondern Butterschmalz“
Kennst Du den Unterschied? Im einen sind noch Eiweiße und Milchzucker drin, beim anderen nur das pure Butter-Reinfett. In der Praxis bedeutet das, kein Leinöl aus dem Supermarkt, sondern ein gereinigtes Öl was nicht mehr verderben kann. Das hat auch kein klassisches MHD mehr.
Behandeltes/gereinigtes Öl heißt auch anders:
So ist es dann als raffiniert, kalt gebleicht oder Lack-Leinöl im Handel. Firnis ist umgangssprachlich die Bezeichnung für gereinigtes Öl mit einem Trocken-Beschleuniger. Dadurch kann das Öl besser den Sauerstoff aus der Luft aufnehmen. Das Durchtrocknen dauert so nur 1-2 Tage statt einer Woche.
Holztechnik: Schneidebrett ölen – wie kommt das Öl ins Holz?
Holzfasern sind wie ein Paket leicht durchlöcherter Strohhalme. Die Öffnungen sind das Hirnholz, also die sichtbaren Jahresringe. Die Löcher in den Strohhalm-Wänden verbinden den Baum von außen nach innen. Das ist wie ein ausgeklügeltes Rohrleitungssystem.
Öl ist im Normalfall relativ dickflüssig und dringt nur schwer in die engen Röhrchen. Um es flüssiger zu machen, kann man es auf rund 60 Grad erwärmen. Alternativ mit einem Lösemittel (echtes Terpentin, Orangenöl) bis zu 50% verdünnen.
Doch wie tief zieht Öl ins Holz ein?
Ein Schneidebrett aus Hirnholz schafft man zu durchtränken, da man im Prinzip nur offene Strohhalm-Enden hat. In ein normales Langholz-Brett kommt man nur 1 bis 2 Millimeter hinein, weil die “Löcher in den Wänden der Strohhalme” dünner sind. Hirnholzbretter sind deswegen nicht automatisch besser.
Schneidbrett ölen: was wird wie geölt?
Zum Verständnis: auf einem Schneidebrett werden manche Stellen mehr beansprucht als andere. Die Schneidfläche benutzt man logischerweise am meisten. Die Kanten bleiben quasi unberührt.
Von daher werden diese Bereiche getrennt betrachtet. Die Hirnkanten (wo die Jahresringe sichtbar sind) saugen mehr Wasser und trocknen auch schneller. Diese müssen also besonders gut versiegelt werden, um den Unterschied auszugleichen.
Achtung – Spoiler:
Für die Fläche reicht im Prinzip eine Grundierung. Mehr dient rein der Optik oder dem Spaß an der Sache. Das hat 2 Gründe:
Erstens nimmt Langholz nicht so viel Wasser auf (gerade wenn man eine gehobelte/geschabte Oberfläche hat).
Zweitens wird die Ölschicht ohnehin bis zur Grundierung zerschnitten. Die Schneidfläche wie ein Möbel zu behandeln sieht zwar im Neuzustand toll aus, ergibt aber nach ein paar Schnitten wenig Sinn, da die aufgebaute Barriere durchbrochen ist.
Deshalb wird (wie Du später siehst) die aushärtende Schicht durch eine leicht erneuerbare Pufferschicht ersetzt.
Schneidebrett ölen: dicker vs. dünner Auftrag
Willst Du dein Schneidebrett aus Holz ölen, musst Du eine Sache beachten: Öl braucht zum Trocknen Kontakt mit Sauerstoff. Das bedeutet im Umkehrschluss, die Ölschicht darf nicht aus einer dicken Schicht bestehen, sondern muss immer aus mehreren dünnen Schichten gebildet werden. Dabei braucht jede Schicht mindestens 2 Tage zum Trocknen.
Unter der bereits harten Schicht dauert das jedoch ein paar Wochen, da das Öl keinen direkten Kontakt zu Sauerstoff hat. Wie bereits weiter oben erwähnt, verdunstet da nichts (wie bei Lack), sondern die ungesättigten Fettsäuren des Öls reagieren mit dem Sauerstoff zu einem zäh-elastischen Gefüge.
Den größten Effekt hat immer die erste Schicht – also Grundierung. Diese sollte möglichst tief in das Holz einziehen und komplett aushärten. Es ist wie beim Garen oder Backen: Je langsamer die Trocknung, desto gleichmäßiger härtet das Öl aus.
Schneidebrett ölen: was Ölen von Holz mit Backen zu tun hat.
Ist die Ölschicht von Anfang an zu dick, bleibt das Öl im Holz flüssig. Das ist dann so, als ob ein Kuchen außen bereits verbrannt ist und innen noch roh. Nur geht es hier nicht um roh oder gar. Nur ausgehärtetes Öl hält Holz davon ab Wasser aufzunehmen und dadurch zu arbeiten. Je tiefer das Öl also aushärtet desto mehr mögliche Saug-Öffnungen sind blockiert.
Perfekt wäre es natürlich Holz mit ausgehärtetem Öl komplett zu „Plastifizieren“. Das ist in der Praxis aber fast unmöglich. Der Grund ist, weil man das Öl zum einen richtig hineinpressen müsste. Zum anderen, da die Trocknung hierfür von innen nach außen passieren muss. Also genau umgekehrt wie es normal läuft.
Deshalb funktioniert das nur bei Mitteln die mit Wasser reagieren z.B. Polyurethan Holzverfestiger. Denn notwendiges Wasser ist im Holz durch Holzfeuchte vorhanden.
Es werden so viele Schichten gebildet und trocken gelassen, bis das Holz kein Öl mehr aufnimmt. Dabei startet man wie bereits erwähnt mit einer verdünnten Grundierung und danach unverdünnt. Nach jedem Auftrag kann man mit 280 er Korn die Oberfläche glatt schleifen. Das Holz nimmt nach dieser Behandlung fast kein Wasser mehr auf und ist ziemlich resistent gegenüber Flecken.
Schneidebrett ölen: Öl mit Trockenbeschleuniger
Öl ohne Trockenbeschleuniger braucht Wochen zum durchtrocknen, also nix mit “über Nacht trocknen lassen” wie es einige Knalltüten im Netz so blubbern.
Statt der langen Trockenzeit, kann man natürlich auch ein Öl mit integriertem Trockenbeschleuniger verwenden. Nur gibt es jetzt hierzu eine kleine Besonderheit:
Der Auftrag erfolgt immer sehr dünn – auch bei der Grundierung. Denn dieses nicht ausgehärtetes Öl ist durch die Zusatzstoffe gesundheitlich bedenklich. Mit jedem tiefen Schnitt bestünde die Gefahr, dass flüssiges Öl an die Oberfläche tritt. Durch den dünnen Auftrag stellt man die Aushärtung sicher – denn in diesem polymerisierten Zustand ist die Schicht unbedenklich.
Schneidebrett ölen: lohnt sich der ganze Aufwand?
Es ist jedem freigestellt, ob er sich für den klassischen Aufbau mit gereinigtem Öl entscheidet, oder eines mit Trockenbeschleuniger nimmt. Reines Öl ergibt zeitlich wenig Sinn.
Die Kanten müssen wie gesagt sehr dicht versiegelt werrden. Für die Fläche ist es ausreichend, sie mit sikkativiertem Öl (enthaltener Trockenbeschleuniger) zu grundieren.
Die letzten paar Schichten werden dann durch eine leicht erneuerbare, dauerfeuchte Pufferschicht ersetzt. Der Vorteil ist zudem, dass dieses bis zu einem gewissen Maß in der Lage ist, sich wieder neu im Holz zu verteilen und Schnitte dadurch weniger sichtbar sind.
Schneidebrett ölen: Die perfekte Nachpflege
Trocknendes Öl ergibt – wie bereits erwähnt – auch wegen der benötigten Zeit (Tage) zum Aushärten wenig Sinn. Trotzdem soll das Holz vor Feuchtigkeit und Fleckenbildung geschützt werden.
Da Lebensmittel so mit dem Oberflächenmittel in direkten Kontakt kommt, muss es absolut frei von Schadstoffen sein.
Eine solche Pufferschicht besteht meist aus aus einem Träger-Öl und Wachs.
Als Grundstoff kommt in der Regel medizinisches Weißöl zum Einsatz, manchmal auch Kokosöl. Kokosöl lässt sich jedoch (da nicht härtend) mit Spülmittel wieder auswaschen. Wäre das nicht so, könnte jeder sein Brett mit günstigem Bratfett der bekannten Marke einreiben und hätte die perfekte Oberfläche. Demnach ist medizinisches Weißöl (ohne jede chemische Rückstände) die deutlich bessere Wahl und physiologisch absolut unbedenklich.
Der nächste Knackpunkt ist das Wachs. Hier wird in den allermeisten Fällen Bienenwachs verwendet. Doch ist Bienenwachs von Natur aus durch Pestizide hoch belastet. Man sollte drauf achten, dass das verwendete Wachs mit Aktivkohle gereinigt wurde.
Das Bienenwachs hat zudem die Aufgabe eine Art Antihaftbeschichtung für Gerüche zu bilden. Durch das Abspülen verschwindet auch die „infizierte“ Pufferschicht und das Schneidebrett riecht quasi nicht mehr.
Schneidebrett ölen: Holzcreme richtig anwenden
Diese Creme wird mit Überschuss auf die grundierte Fläche (und auch Kanten) aufgetragen und ein paar Stunden einziehen gelassen. Danach kann man den Überschuss abwischen. Die Oberfläche trocknet dann noch etwas nach, kann aber direkt benutzt werden.
Das enthaltene Öl zieht zwar in das Holz ein, wird aber von der Grundierung gestoppt. Das Wachs verbleibt in der oberen Schicht und macht das Brett wasser/fleckenabweisend.
Dieser Effekt hält bei täglicher Nutzung etwa 14 Tage. Immer wenn das Wasser auf dem Schneidebrett nicht mehr abperlt, kann man die Oberfläche dünn erneuern.
Wie man ein Schneidebrett aus Holz richtig reinigt, kannst Du übrigens hier in einem anderen Beitrag nachlesen…
Schneidebrett ölen: Geeignete Öle
Für die klassische Behandlung sind neben Leinöl auch noch Perillaöl (Schwarznessel-Öl), gereinigtes Mohnöl (aus dem Künstlerbedarf) und Tungöl geeignet. Tungöl kann in flüssigem Zustand eventuell allergische Hautreaktionen auslösen, hier heißt es also Schutzhandschuhe tragen. Es ist jedoch wasserfester als die beiden anderen.
Mohnöl trocknet noch langsamer als Leinöl, kostet jedoch ein vielfaches. Es ist leider nicht so wasserfest wie Leinöl oder Perillaöl, deshalb Preis-Leistungssieger ist ganz klar Lackleinöl – also gereinigtes Leinöl. Daneben gibt es noch andere härtende Öle. Diese wurden aber nur deshalb verwendet, weil sie historisch gesehen Lacken auf Öl-Basis bestimmte Eigenschaften geben und/oder die Holzoberfläche farblich nicht verändern. So bilden z.B. Walnussöl und Mohnöl einen sehr transparenten Überzug. Als reines Überzugsmittel für Holz sind sie Lein-und Tungöl aber gnadenlos unterlegen.
Möbeloberflächen müssen hauptsächlich gut aussehen und nur dem Säubern mit einem feuchten Lappen standhalten. Deshalb geht der Oberflächenaufbau hier deutlich schneller.
Hier eine Übersicht über Eigenschaften und Verwendungszwecke von bestimmten Ölen:
Schneidebrett ölen: was passiert, wenn das Öl noch nicht ganz ausgehärtet ist?
Gesundheitlich ist das bei reinem Leinöl, Mohnöl und Walnuss-Öl nicht schlimm, jedoch quillt das Öl dann auf was man anhand von Flecken sieht und der Schutz ist wieder dahin.
Die praktische Vorgehensweise beim Ölen – klassische Methode ohne Trockenbeschleuniger
Die folgende Methode orientiert sich sehr stark an der klassischen Oberflächenbehandlung mit Öl für den Außenbereich. So wird das Verfahren seit Ewigkeiten bei schwedischen Holzhäusern angewendet und geht über mehrere Jahre. Warum? Weil eine klassische Oberflächenbehandlung von dünnflüssig zu dickflüssig (mager zu fett) geht und Zeit zum Trocknen braucht.
Für ein Schneidebrett ist das in der Theorie die beste Lösung. In der Praxis macht das aber keiner, weil es in der Regel für die meisten Bretter nicht lohnt. Trotzdem sollte man sich zumindest mal damit beschäftigt haben.
Also los gehts: die Vorbereitung
Das Schneidbrett aus Holz sollte mindestens eine Woche lang nicht benutzt worden sein, damit es ausreichend trocken ist. Die Oberfläche am besten mit 180 er Körnung schleifen und abstauben. Zum Ölen generell ölfeste Handschuhe aus Nitril oder Polyethylen (Dieselhandschuhe) tragen . Gebrauchte Lappen (Küchenkrepp) einfach auswaschen.
Da das Öl keine Zusätze enthält und nur ganz langsam trocknet, besteht im Prinzip auch keine Gefahr für Selbstentzündung oder Umweltverschmutzung. Aber sicher ist sicher… Von daher kann man das Stück Küchenkrepp auch einfach im Lokus Richtung Unterwelt befördern.
Nach jedem Auftrag das Brett am besten immer im beheizten und hellen Raum trocknen. Öl braucht Wärme, Licht und Sauerstoff
Für eine gute Belüftung das Küchenbrett leicht schräg auf 2 Leisten gegen einen Schrank/Wand stellen.
Der Ablauf
- Lackleinöl im Wasserbad auf 60 Grad erwärmen oder mit Balsam-Terpentin bis zu 50% verdünnen.
- Das Öl satt auftragen, dort wo es direkt weggesaugt wird immer wieder nachölen (gerade am Hirnholz)
- Nach 30 Minuten nochmals nachölen.
- Nach einer Stunde den Überschuss abwischen und das Brett trocken reiben. Es dürfen keine Pfützen mehr stehen.
- Trockenzeit 10 Tage.
- Weiterer Auftrag mit warmen Öl (kann jetzt Lackleinöl sein), das Holz saugt nur noch wenig.
- Wieder nach einer Stunde den Überstand abnehmen und trocken reiben.
- Trockenzeit 7 Tage.
- Zwischenschliff mit 280 er Körnung. Abstauben ist nicht mehr nötig, da der Staub ab jetzt als Porenfüller dienen darf. Wer will kann auch die nächste Schicht gleich nass mit Öl einschleifen, dann entfällt natürlich der Trockenschliff.
- Ölauftrag bzw. Öl nass einschleifen (mit Nass-Schleifpapier), Öl muss nicht warm sein, da es nicht mehr tief eindringt. Trägt man das Öl kalt auf ohne einzuschleifen, muss es mit dem Lappen einmassiert werden.
- Überschuss nach 30 Minuten abnehmen und trocken reiben.
- Trockenzeit mindestens 14 Tage, danach fertig zum Gebrauch. Alternativ noch einen Schutzüberzug (Pufferschicht) mit Bienenwachsanteil.
Deutlich schneller gehts mit Trockenbeschleuniger
Die deutlich schnellere Methode besteht darin, ein Öl mit Trockenbeschleuniger zu verwenden. Hier gibt es jedoch sehr viele Chemie-Keulen…von daher auf jeden Fall darauf achten, dass das Öl für Kinderspielzeuge (schweiss-und speichelecht) geeignet ist.
Die Anwendung ist dann sehr simpel:
- dünn auftragen,
- nach 2-3 Tagen leicht zwischen schleifen
- erneuter dünner Auftrag
- nach 3 Tagen Pufferschicht und fertig.
Jetzt kommt noch ein ganz wichtiger Punkt: Wirklich relevant ist die Behandlung der Hirn/Stirnkanten. Denn dort wird das Wasser am stärksten eingesaugt. Die Folge sind dann offenen Leimfugen und Risse (wie im Bild). Also machen wir im Prinzip die ganze Prozedur hauptsächlich für die Hirnkanten.
Zusammenfassung:
Was hast Du gelernt?
- Öl muss aushärten, sonst wird es wieder ausgewaschen
- in der Tiefe braucht man eine harte Schicht
- darüber eine Pufferschicht, die bei täglichen Gebrauch wöchentlich erneuert wird
- die Grundierung sollte sehr lange trocknen
Wenn also das nächste mal wieder ein „Experte“ dir versucht zu erzählen, dass Rapsöl oder Olivenöl eine ganz natürliche und geeignete Oberflächenbehandlung für Schneidebretter aus Holz sind, dann weißt Du es ja jetzt besser.
Zugegeben: Weder in der Tischler-Ausbildung, noch in der Meisterschule lernt man etwas über das Ölen von Holz. Ich musste unzählige alte Fachbücher wälzen und Selbstversuche durchführen, um das zu wissen was ich heute weiß.
Links zum Thema:
Ölfarbenhersteller und echter Freak auf dem Gebiet der natürlichen Behandlung von Holz mit Öl: klick
Wenn das Gartenhaus also mal wieder gestrichen werden muss, warum nicht mit dem was seit hunderten Jahren bewährt ist…
Wenn Du Dein Schneidebrett ölen willst bzw. was zur Nachpflege brauchst (ja, brauchst Du ;-)) , dann schau mal unser Schutzschild an…
Hi ,
super Erklärung Danke. Alles gut aber wo bekomme ich so ein Schneiderbrett die alle diese Voraussetzungen erfüllt.
Gruß Jette
Hallo Jette,
danke für das Kompliment. Die Vorgehensweise beim Ölen kannst Du bei jedem Brett anwenden – Du entscheidest ob sich das lohnt.
LG Michael
Lieber Michael,
Ganz herzlichen Dank für die tolle Beschreibung und Erklärung – man lernt nie aus!!
Hallo Michael,
Vielen Dank für die ausführliche Erklärung.
Für Kochbesteck aus Holz (Kochlöffel, Pfannenwender) oder Messer mit Holzgriff gelten sicher andere Regeln, aber grob würde ich…
…gut trocknen lassen
…Lackleinöl
…antrocknen lassen
…zweite Schicht
…einige Tage trocknen lassen
Passt das so?
Danke und Beste Grüße!
Heinz
Hallo Heinz,
der Unterschied besteht darin, ob und wie sehr das Kochbesteck mit heißer Flüssigkeit in Berührung kommt. Leinöl ist selbst nach dem Aushärten nicht kochfest. Hier würde ich Pfannenwender und Kochlöffel mit Speiseöl (z.B. Traubenkernöl oder Färberdistel-Öl) regelmäßig behandeln. Es geht ja nur darum Verfärbungen zu vermeiden. Das Öl blockiert die Oberfläche und die Reinigung wird so erleichtert. Bei Kochbesteck „isst“ man die Oberfläche immer unfreiwillig mit da sich immer etwas ablöst.
Salatbesteck ist unkritischer, da es kalt bleibt. Hier geht jede Oberfläche die Schweiß-und Speichelecht ist – quasi für Kinderspielzeug geeignet. Die Kleinen lutschen ja auch gerne mal an allem rum.
Guten Tag,
total interessanter Artikel! Hatte mir jetzt Leinöl aus dem Supermarkt gekauft, aber zum Glück noch nicht mit dem Ölen begonnen. Dann muss ich wohl jetzt viel Salat essen 😉
Neulich hat mir ein Kumpel das Ikea Holzöl empfohlen. Heißt SKYDD und ist angeblich ein „weißes Mineralöl“ auf Parafinbasis. https://www.ikea.com/de/de/p/skydd-holzoel-innengebrauch-00046786/
Fragen:
1. Wäre das dann gleichbedeutend mit einem Öl für Holzspielzeug?
2. Ikea meint es reicht nur dieses Öl zu nehmen. Was hältst du davon?
3. Auch generell finde ich es seltsam ein nicht natürliches Öl zu nehmen. Klingt für mich nicht besonders Gesund das zu essen. Was meinst du dazu?
4. Das Thema Pfannenwender finde ich auch interessant. Ein Öl für Holzspielzeug oder den Ikea-Kram fände ich aber gruselig, weil die Hersteller ja nicht davon ausgehen, dass man Holzspielzeug erhitzt. Wer weiß was sich dann so löst…
Würde mich über eine Antwort und Diskussion sehr freuen.
Viele Grüße
Petra
Hallo Petra,
Öl für Holzspielzeug bedeutet, dass es in ausgehärtetem Zustand nicht mehr gesundheitsschädlich ist. Kinder nagen ja mal ganz gerne mit den kleinen Zähnchen an allem rum 😀
Bei Paraffinöl gibt es quasi 2 Güteklassen. 1x das technische Weissöl – und 1 x das besonders hochwertige medizinische Weissöl, welches als Basis für Salben und Co. dient.
Verwendet man nur (med.)Paraffinöl, gibt es ein Problem: da Holz saugend ist, zieht es komplett ins innere und die Oberfläche wird trotzdem „trocken“. Um das zu vermeiden müsste man das Brett sehr stark sättigen oder mit einem härtenden Öl eine Sperrschicht als Grundierung schaffen.
Das machen wir z.B. mit unserem Schutzschild Pflegeset so.
Paraffinöle sind auch natürlich – da Erdöl „natürlich“ ist – nur komplett gereinigt. Vergleichbar mit rohem Steinsalz und medizinisches Natrium-Chlorid für Infusionen.
Physiologisch ist das also unbedenklich. Nur ziehen feuchte Oberflächen den Schmutz mehr an – von daher holt man sich dann auf diese Weise andere Probleme ins Haus.
Es ist eigentlich keine Frage der Gesundheit – sondern des Sinns. Bratwender und Kochlöffel werden erhitzt – dadurch wird jedes (nicht härtende) Öl flüssig und wird von Holz ausgeschwitzt (das Wasser aus dem Holzinnern verdampft und drückt das Öl raus). Danach ist auch kein Schutz mehr da.
Wenn das schon so ist, dann macht es mehr Sinn für alle „Heißwaren“ ein raffiniertes Pflanzenöl zu nehmen. Dann ist es auch nicht schlimm wenn es im Essen landet. Beispiele wären raffiniertes Erdnussöl (z.B. von Brändle und generell das am besten geeignete Bratöl weil sehr hoch erhitzbar) oder raffiniertes Traubenkernöl. Die sind beide geschmacksneutral und werden auch bei längerer Nichtbenutzung nicht ranzig. Was anderes ist Salatbesteck – das wird ja nur abgespült.
Im Prinzip ist die Sache ganz einfach: Aus hygienischer Sicht braucht man ein Holzbrett nicht zu ölen. Das Öl dient nur dazu die Optik, Funktion und Lebensdauer (weil ich das Holz daran hindern muss zu viel zu arbeiten) zu verlängern bzw. zu ändern. Das ergibt erst ab einem bestimmten Niveau wirklich Sinn. Für ein 5€ Brett würde ich keinen großen Aufriss machen und einfach raffiniertes Bratöl (wie davor erwähnt) nehmen.
Hängt man jedoch an seinem guten Stück, dann wird auch die Physik und Chemie dahinter interessant.
Danke für die rasche und ausführliche Antwort!
Das mit Pfannenwendern und Salatbesteck ergibt Sinn.
Ok. Also würde diese günstige Paraffin-Öl von Ikea zusammen mit einem härtenden Öl (z.B. Lackleinöl, kein Salatleinöl) ganz gut bei eher günstigen Schneidebrettern vielleicht ausreichend funktionieren?
Danke nochmal für den tollen Artikel und die ausführliche Antwort. Es ist echt eine Wissenschaft für sich!
Die Grundierung mit Lackleinöl ist korrekt und richtig gedacht. Danach gilt es eine Schmutz abweisende Schicht zu haben. Das geht am besten mit pastösen Mitteln – weil die länger in der Oberfläche bleiben und sich langsamer abwaschen.
Bevor ich aber Low Budget das Paraffinöl vom Schweden nehme (wo ich nicht weiss was drin ist da nicht genau deklariert), greife ich lieber zu Kokosfett (nicht zu verwechseln mit Kokosöl!) . Das sollte Palmin/Biskin sein (bestand früher aus Palmöl, mittlerweile Kokos) oder von Othüna. Anschmelzen, auftragen, nach ein paar Stunden abwischen, fertig.
Hi, eine kurze Anmerkung, frage dazu – Kokosfett kann doch genauso ranzig werden, wieso hier dann doch wieder auf etwas zurückgreifen, das ranzig werden kann?
Hallo Nico,
ich beziehe mich mit diesem Beitrag auf beide Antworten bzw. Fragen von dir. Kokosfett wird hauptsächlich als kaltgepresstes Fett ranzig. Das ist das teure mit den wertvollen Inhaltsstoffen.
Günstiges Bratfett (wie z.B. Palmin oder OThüNA) besteht aus raffiniertem (gereinigtem) Kokosöl. Deshalb kann man das auch hoch erhitzen und es ist geschmacksneutral.
LG Michael
Hallo lieber Schneidbrett-Guru, wieso wird hier ein Fett empfohlen, das wieder ranzig werden kann, ich bin etwas verwirrt. LG Nico
Ok. Vielen Dank!
Dann werde ich einfach Lackleinöl besorgen, und das Brett damit vorbehandeln. Und danach dann das Kokosfett. Klingt für mich bei meinen mittelteuren Brettern nach einem guten Kompromiss.
Vielen Dank für die guten Ratschläge 🙂
Hab beim Lesen wirklich was gelernt. Toll!
Meine Mama schwört auf die „Holzbutter“. So ne Schweizer Firma.
http://renuwell.com/de/holz-butter/
Hast du da Erfahrungen?
Und die allein sollte ja nicht ausreichen. Also da müsste dann ja noch was anderes härteres darüber, oder?
Ja, die Holzbutter kenne ich. Wird von deren Seite ein riesen Geheimnis um die Zusammensetzung gemacht. Was drin ist kann ich mir denken. Die bewerben das ja als Allroundwunder…aus Sicht als Schreiner sind die Ergebnisse für viele Anwendungen mehr Kosmetik als Nutzen. Gartenmöbel und Esszimmer-Tische sehen danach vielleicht besser aus – technisch gesehen ist das aber nichts langfristiges.
Die härtere Schicht muss immer unten drunter – also als Grundierung. Ausnahme bei klassischer Oberflächenbehandlung im Außenbereich mit Leinöl: Da wird mit rohem Öl vor grundiert (um die Eindringtiefe zu erhöhen) und erst im Anschluss mit fetteren Mischungen bearbeitet.
Hallo Schneidebrettguru, erstmal vielen lieben Dank für ihren Beitrag!
Dennoch bin ich immer noch etwas verwirrt, ob ich kaltgepresstes (Supermarkt-)Bio-Leinöl benutzen sollte oder das Lackleinöl (welches ja, glaube ich, mit Leinölfirnis gleichzusetzen ist), da ja viele starke Meinungen zu dem Thema im Internet kursieren. Habe nämlich gehört, dass im Leinölfirnis bestimmte Zusatzstoffe drin seien, die man nicht bei Lebensmitteln einsetzen sollte – gegengestellt gibt es ja auch lebensmittelechtes Leinölfirnis. Ich möchte gerne mein neues Schneidebrett einölen und bin einfach verwirrt, da egal wie man es macht, mache man es falsch. Ich würde mich sehr freuen, wenn sie mir etwas unter die Arme greifen könnten und über eine Antwort würde ich mich sehr freuen. Vielen lieben Dank schon mal im Voraus!
LG
Hall Marc,
die Sache ist eigentlich ganz einfach. Speiseöl ist nicht gereinigt und wird ranzig – es verdirbt und härtet auch nicht richtig aus. Lackleinöl ist technisch gereinigtes Leinöl OHNE Trocknungsbeschleuniger. Zu vergleichen wie Butter und Butterreinfett/Butterschmalz /Ghee. Firnis ist der Einfachheit halber Lackleinöl MIT Trockungsbeschleuniger. Früher wurde dazu Lackleinöl aufwändig vorgekocht/voroxidiert damit es schneller trocknet. Deshalb heißt Leinölfirnis auch gekochtes Leinöl.
Billiges Firnis wird mit billigem Lösemittel versetzt; das ist das was man für Lebensmittel-Bedarfsgegenstände meiden sollte. Dann gibt es noch hochwertiges Firnis, welches für Kinderspielzeug (schweiß-und speichelecht) geeignet ist.
Das ist alleine aber als Schutz für ein Schneidebrett nicht ausreichend. Also dient das Lackleinöl oder gutes Firnis rein als Grundierung. Darüber kommt eine Pufferschicht wie unser Schutzschild.
Am einfachsten bestellst Du ein Schutzschild Pflegeset bei uns. Dann hast Du 100 ml hochwertiges Firnis (mit 1% reinem Orangenöl) und die lebensmittelechte Pflegecreme inkl. Auftragspad und speziellem Schwamm für die Grundierung. Schleifpapier und 2 Paar Handschuhe sind auch noch dabei.
Hallo, ich kann leider kein lebensmittelechte Lackleinöl finden. Glaubt ihr es wäre eine Möglichkeit Leinöl selber zu entschleimen? Muss man doch eigentlich nur kochen und sieben oder?
Nein das geht nicht weil das Entschleimen/Kochen ein viel komplizierterer Prozess ist. Grundsätzlich ist jedes Lackleinöl ok und im ausgehärteten Zustand lebensmittelecht.
https://www.dictum.com/de/oele-dbf/linolja-oekologisches-schwedisches-leinoel-kalt-gebleicht-1-l-705275
Grüße
Michael
Ich glaube mein Kommentar wurde nicht hinzugefügt. Daher nochmal neu.
https://www.dictum.com/de/oele-dbf/linolja-oekologisches-schwedisches-leinoel-kalt-gebleicht-1-l-705275
Das welches du von Dictum empfiehlst ist aber „nur“ kalt gebleicht und nicht entschleimt, oder? Ich dachte Lackleinöl heißt, dass es gekocht und entschleimt wurde.
Und ist der Unterschied zu dem folgenden nur, dass das obige „kalt gebleicht“ wurde, und das untere nicht? Dadurch trocknet das obere schneller als das untere, korrekt?
https://www.dictum.com/de/oele-dbf/ra-linolja-oekologisches-schwedisches-leinoel-roh-1-l-705354
Das gebleichte Öl ist auch noch voroxidiert – was ein anderer Ausdruck für „gekocht“ ist. „Kalt“ bezieht sich auf die Pressung.
Letzteres ist roh – also nicht voroxidiert und auch nicht gebleicht. Ergo nur gereinigt. Bleichen ist ein separater Prozess – ganz unabhängig vom voroxidieren.
Gereinigt sind beide Öle, sonst wäre es gar nicht lagerfähig.
Es ist nur so, dass nicht gebleichtes Öl deutlich stärker riecht. Für Möbel oder Farben ist das egal; beim Schneidebrett kann das unangenehm sein.
Ah. Ok. Dann sind also beide gereinigt und entschleimt!
Vielen Dank für die gute Erklärung! Also wäre das gebleichte dem ungebleichtem fürs Schneidebrett vorzuziehen!
Ich überleg mir dein Schneidbrett-Pflege-Set zu kaufen. Da ist ja auch gleich eine Schutzschicht für oben drauf mit dabei.
Dieses Lackleinöl von Kremer ist laut dem Hersteller nicht lebensmittelecht. Habe extra eine E-Mail geschrieben, die meinten es sei nicht für Schneidbretter geeignet.:
https://shop.streichgut.com/rohstoffe/fluessigkeiten/3624/lackleinoel
Aber du meintest ja, dass im Prinzip jedes Lackleinöl geeignet ist. Hm…
Hallo Anna,
danke für den Beitrag. Wie bereits richtig erkannt ist Lackleinöl gereinigtes Leinöl. Wenn man jetzt bedenkt, dass es selbst lebensmittelechte Firnisse (also Öl mit Zusatz) gibt, dann stellt sich die Frage wie das sein kann. Das hier z.B. wird als lebensmittelecht bezeichnet: https://www.dictum.com/de/oele-dbf/linolja-oekologisches-schwedisches-leinoel-kalt-gebleicht-1-l-705275
Erzählt jetzt einer von beiden Unsinn?
Die Antwort ist ganz einfach: das bezieht sich immer auf den ausgehärteten Zustand. Flüssiges Lackleinöl ist natürlich ungenießbar – ranziges Speiseöl übrigens auch. Manche Hersteller verwenden zur Behandlung von Brettern sogar Wasserlacke. Auch den sollte man natürlich nicht trinken.
Ganz davon abgesehen ist das immer eine Sache der Deklaration. Jede ökologisch hergestellte Leinölfarbe würde den Test für Kinderspielzeug bestehen – da es eine Frage der Schadstoffemission der ausgehärteten Oberfläche ist. Nur macht man das primär für Fertigprodukte und nicht für Rohstoffe. Das ist wie mit Bio-Siegeln. Wenn die Kuh das ganze Jahr auf der Weide grast, dann ist es Bio. Und dein Gemüse aus dem Garten ist vermutlich sogar biodynamisch angebaut – nur steht es eben nicht drauf.
Also: Wenn da nichts anderes drin ist außer Leinöl, dann ist es auf jeden Fall für Schneidebretter geeignet; auch wenn es nicht explizit drauf steht.
Wenn Du trotzdem Bedenken hast, nimmt meinetwegen das Walnussöl von denen. Das hat aber wieder Trocknungsbeschleuniger 😉
Wie gesagt: in getrocknetem Zustand ist das alles Haarspalterei.
Bei noch offenen Fragen meld dich gerne wieder 🙂
LG Michael
Hallo,
okay. Dankeschön.
Vier Punkte:
1. Das Walnussöl von Kremer hat doch eben keine Sikkative, oder? (https://www.kremer-pigmente.com/de/shop/mal-binde-klebemittel/oele/73500-walnussoel-raffiniert.html)
2. Sikkative sind ja aber gut, weil es schneller trocknet, oder?
3. Ist Walnussöl nicht auch deutlich schlechter von den Eigenschaften als Leinöl?
4. Kremer schrieb mir:
„Wachs würde ich hier nicht auftragen, das ist nicht nötig und würde sich auch schnell wieder abtragen. Besser ist es, das Brett nachzuölen, aber wenn das Walnussöl einmal gut eingezogen und getrocknet ist, hält das auch sehr lange.“
und
„Darüber hinaus würde ich generell kein Leinöl für Schneidebretter nehmen, weil es nicht geschmacksneutral ist, d. h. alles schmeckt dann nach Leinöl. Das Walnussöl ist da wirklich besser und auch dauerhafter.“
Hat die Person recht?
Vielen Dank für die rege Diskussion hier. Ich glaube man lernt richtig was hier 🙂
Hallo Anna,
das von dir verlinkte Walnussöl ist ohne Sikkative, die haben aber auch welches mit. Walnussöl alleine ist jedoch primär für Deko-Objekte geeignet, da es kaum Abriebfestigkeit aufweist. Im Gegensatz zu Leinöl hat es jedoch denn Vorteil das Holz nicht zu verfärben.
Richtig, Sikkative beschleunigen den Trocknungsprozess.
Ob Leinöl Geschmack/Geruch abgibt, hängt davon ab ob es gebleicht ist und ob es aromatisiert wurde. Wir mischen unserem Grundieröl 1% reines Orangenöl bei – dann ist der typische Trocknungsgeruch weg. Nach den Aushärten riecht und schmeckt die Oberfläche nach nichts.
Das Wachs in unserer Pflegecreme erfüllt rein den Zweck eines natürlichen Trennmittels damit die Oberfläche des Schneidebretts nicht verfärbt. Zudem reduziert sie die Feuchtigkeitsaufnahme und vermeidet Wasserflecken. Dass der Wachs mit der Zeit abgewaschen wird, ist dabei Kalkül. Dadurch wäscht man aber gleichzeitig auch anhaftende Bakterien mit ab.
Nachölen ist so eine Sache. Theoretisch ja. Praktisch sehr lange Trocknungszeit und Wasserflecken da Leinöl und Walnussöl nicht sonderlich wasserfest sind.
Jetzt komm das wichtigste: Die Schnittfläche ist die eine Sache. Da ist im Prinzip alles Usos da drauf geschnitten wird. Wichtiger ist, was an den Kanten bzw. dem Hirnholz passiert. Das entscheidet darüber wie lange das Brett hält. Deshalb brauche ich hier eine möglichst gute Oberfläche – ähnlich Holz im Außenbereich.
Zu diesem Thema gibt es hier im Blog auch ein paar interessante Beiträge. 🙂
Wir können auch gerne mal zu diesem Thema telefonieren. In 10 Minuten lässt sich da mehr erklären als auf 3 Seiten Kommentare 😉
LG
Michael
Absoluter Schneidbrett’guru‘ bzw. Schneidbrettprofi!
Im Netz sucht man vergeblich nach vergleichbarer korrekter Anleitung.
Da merkt man aber auch das dieses wissen A nicht von heute auf Morgen statt fand, denn als gelernter Schreiner War Berufserfahrung zuerst der passender Hintergrund als Basis und B waren da sicherlich auch wie er schreibt Fehlschläge und einige Tests nötig.
Vielen Dank! !
Danke. 🙂
Guten Abend,
ich hätte da mal eine Frage. Und zwar möchte ich gerne aus einer Kokosnuss eine Schale machen, in die ich dann Früchte legen und vielleicht auch was draus essen kann. Deswegen muss ich sie dementsprechend ja auch einölen, dass auch keine Flüssigkeiten wie Wasser/Milch usw. eindringen können. Nach dem Lesen ihres Artikels bin ich schon sehr viel schlauer als vorher (vielen Dank!), doch ganz sicher, welches Öl ich dafür nehmen kann, bin ich mir nicht. Es sollte auch geschmacksneutral sein, weswegen Leinöl doch keine so gute Wahl ist.
Was für eines würden Sie mir denn empfehlen oder gibt es noch eine andere Möglichkeit, die Schüssel zu „versiegeln“?
Hallo Marcel,
zuerst sorry für die späte Antwort – das ging einfach unter.
Nun zu deiner Frage: Kokosnuss „Holz“ ist sehr hart und dicht. Egal was da drauf kommt, es wird nicht viel einziehen und nur oberflächlich bleiben. Von daher ist die aufgebrachte Schicht nicht sonderlich dick.
Da die Schale auch zum Essen gedacht sein soll, ist die Oberfläche (zeitlich begrenzt) in dauerhaftem Kontakt mit etwas wässrigem, wie z.B. Milch.
Jetzt hat Leinöl ein Problem: es quillt unter (stehender) Flüssigkeit auf.
Am besten verwendest Du bei Kokosschalen (jetzt kommts): Kokosöl. Natives Öl schmeckt nach Kokos, raffiniertes ist geschmacksneutral und verdirbt weniger. Im Prinzip kannst Du auch Palmin nehmen (du brauchst ja nur das reine Fett), da alle Sorten Kokosfleisch (die Kopra) als Ausgangsmaterial – und daher als ganze Nuss direkten Kontakt zur Schale.
Kokosöl härtet natürlich nicht aus und wäscht sich daher ab. Deshalb von Zeit zu Zeit dünn einreiben.
Bei weiteren Fragen einfach melden.
Herzliche Grüße
Michael
Moin Moin,
Erstmal super Beitrag, hat mir sehr geholfen. Ich hätte da jetzt nochmal eine Frage. Habe vor ein paar mehr Schneidebretter als Geschenke für meine Familienmitglieder herzustellen. Als Grundierung wollte ich Leinölfirnis verwenden, aber Was kann ich jetzt explizit als Pufferschicht verwenden? Normales Raps oder Olivenöl, weil man das ich Normalfall eh jede Woche neu aufträgt? Oder muss es irgendein Wachs, Fett oder eine pflegecreme sein?
Vielen Dank im Voraus,
LG. Wallace
Hallo Wallace,
beim Leinölfirnis ruhig etwas mehr Geld ausgeben. Da kommt es drauf an ob es Lösemittel bzw. Zusatzstoffe enthält. Um den nussigen Geruch abzumildern, kann man noch ein paar Tropfen Orangenöl zugeben und Firnis aus gebleichtem Leinöl verwenden. So mache ich das bei unserem Schutzschild Pflegeset.
Bezüglich der Pufferschicht reicht im Notfall raffiniertes Kokosfett – ergo Palmin.
Wenn es besser sein und länger halten soll (wasserfest), dann muss Wachs enthalten sein. Dafür gibt es z.B. von uns die Pflegecreme.
Falls es hilft kann ich auch 2x Grundieröl beilegen – dann musst nichts extra kaufen.
LG Michael
Moin Michael,
Vielen Dank für die schnelle Antwort. Habe mir bereits Firnis bestellt die all dein Kriterien entspricht, aber dann weiß ich jetzt das ich mit eher noch ein hochwertiges, Lebensmittelechtes Wachs bestellen werde.
LG. Wallace
Hallo Michael,
auch meinerseits herzlichen Dank für die tolle Einführung! Denkt man drüber nach ergeben alle deine Punkte Sinn…
Mein Projekt sieht ähnlich aus wie das von Wallace, allerdings bin ich schon einen Schritt weiter und habe auf dieses allgemeine Internet gehört und einfaches Leinöl vom DM verwendet. Dafür habe ich das Brett bis zur 240er Körnung mit dem Exzenter glatt geschliefen, Öl aufgetragen, 10 Minuten einziehn lassen und dann mit 400er Nassschleifmittel eingeschliffen. Von dir habe ich es jetzt ja besser gelernt.
Würde nun alles wieder abschleifen und den Schleifaufbau von 80er bis 180er/240er Körnung neu beginnen und wie beschrieben mit dem (verdünnten) Firnes die Versiegelung aufbauen.
Um aus den Fehlern zu lernen einige Fragen an dich:
– Ist es dumm das nicht ausgehärtete Öl mit Schleifflies an der Absaugung abzuschleifen? – Habe bedenken mit die Filter zu verkleben.
-Was hälst du generell vom nassen Einschleifen von Öl?
– Was hälst du von einem 3-4 phasigen Versiegen (~50% Firnes/ ~50% Terpentin/1% Orangenöl –> mit aufstiegendem Anteil Firnes)
Im Voraus herzlichen Dank für deinen Blog und deine Hilfe
Beste Grüße und Gesundheit
Jan
Hallo Jan,
danke für die Blumen. Öl sollte nicht abgesaugt werden. Im schlimmsten Fall kann man damit die Bude abfackeln. Der Filter ist da noch das kleinere Übel.
Von mager nach fett in mehreren Phasen zu ölen macht man eher bei großen Möbeloberflächen bzw. früher bei Schleiflack. Ganz klassisch passiert das noch für Holz im Außenbereich. Für ein Schneidbrett ist das mit Kanonen auf Spatzen geschossen, da auf der Fläche geschnitten wird. Die verdünnte Grundierung mit einem Halböl (50% Leinöl, 50% Balsamterpentin – das riecht so stark nach ätherisch, dass Orangenöl untergeht) ergibt Sinn. Danach 1-2 weitere unverdünnte Aufträge.
Der Sinn der Verdünnung ist ja primär nur ein tieferes Eindringen. Das geht auch durch erwärmen (Badewasser-Temperatur) des Öls, wodurch des dünnflüssiger wird.
Auch würde ich vor dem grundieren nicht zu fein schleifen. 180er Maschinenschliff mit dem Exzenter ist feiner als als ein Handschliff. Normal reicht 150 mit der Maschine.
Liebe Grüße
Michael
Hallo Michael,
als erstes möchte ich mich für die gute und ausführliche Einführung und die vielen Informationen bedanken.
Heute ist mein Pflege-Set angekommen und ich habe mich gleich über die Behandlung meiner Schneidbretter gemacht.
Zum Trocknen braucht es Licht und Luft, soweit so gut.
Eine Frage zur Trocknung habe ich jedoch noch:
In welchem Temperaturbereich sollten die Bretter zum Trocknen sein?
Vielen Dank im Voraus!
Liebe Grüße
Ingo
Hallo Ingo,
gern geschehen. Es muss keine Raumtemperatur sein. 15 Grad reichen auch aus. Der Trocknungsprozess ist ja durch Oxidation, nicht durch verdunsten.
Viel Spaß und herzliche Grüße
Michael
Danke für deine blitzschnelle Antwort.
Jetzt hab ich nochmals eine Frage.
Macht es Sinn oder spricht etwas dagegen bei Verwendung deines Pflegesets den einen Zwischenschliff gleich nass mit dem 2. und somit letzten Ölauftrag zu erledigen?
Viele Grüße und schöne Weihnachten und kommt gut ins Jahr 2022,
Ingo
Hallo Ingo,
das geht zwar, ist jedoch eine ziemliche Sauerei. Es gibt nur 2 Gründe warum man das macht. Erstens damit der Abrieb gleichzeitig als Porenfüller dient. Den gleichen Effekt hast Du aber auch, wenn Du nach dem Zwischenschliff nicht abstaubst bzw. den Staub in den Poren lässt und drüber ölst.
Zweitens: Es wurde vergessen das überschüssige Öl abzuwischen und nun klebt die Oberfläche. Trocken schleifen geht jetzt schlecht – also mit Öl nass schleifen sodass das klebrige wieder flüssig wird und abgenommen werden kann.
In beiden Fällen benötigst Du dafür Nass-Schleifpapier. Das mitgelieferte ist leider nicht wasserfest und weicht auf.
Herzliche Grüße
Michael
Hallo Michael,
erstmal großes Kompliment an deine Seite. Habe viel gelernt! Glaube ich.
Da ich sehr viele große Holzbretter Ölen möchte (Bambus vom Schweden für ne Jugendhausküche https://www.ikea.com/de/de/p/laemplig-schneidebrett-bambus-00309829/), habe ich mir jetzt die 1l-Flasche von Dictum gekauft, die du verlinkt hattest (LINOLJA, kalt gebleichtes schwedisches Leinöl, https://www.dictum.com/de/oele-dbf/linolja-oekologisches-schwedisches-leinoel-kalt-gebleicht-1-l-705275). Sollte hoffentlich für ein paar Bretter ausreichen. 😆
Jetzt habe ich gerade die Anleitungen oben nochmal gelesen (also „klassische Methode ohne Trockenbeschleuniger“ & „Schneller mit Trockenbeschleuniger“), aber bin jetzt unsicher welche der beiden ich für dieses Leinöl verwenden soll. Weil ich habe ja keinen Trockenbeschleuniger drin, aber andererseits habe ich gebleichtes Öl. Vielleicht hab ich den Unterschied acuh nur nicht richtig verstanden 🙈
Also, welche der beiden oben erklärten Methoden soll ich nutzen? Die „langsame“ oder die „schnelle“? Oder sogar eine ganz andere Methode?
btw: Als „finish“/Pufferschicht möchte ich Kokosfett gemischt mit Bienenwachs drauf machen. Da wir Bienen haben, nutze ich einfach die alten Waben 😉
Unser Team und ich würden sich über eine Antwort freuen! Danke schonmal.
Liebe Grüße
Valentina
Hallo Valentina,
gebleichtes Öl ohne Trockenbeschleuniger ist gut. Bleichen bewirkt in erster Linie, dass das Holz (bzw. Farben die man damit herstellt) durch das Öl nicht zu dunkel wird.
Bei den einfachen Bambusbrettern muss man es auch nicht übertreiben. Einfach mit dem Öl einreiben, den Überschuss nach 30 Minuten abnehmen (bitte die Nummer mit der Selbstentzündung bei Lappen beachten – daher frischen Küchenschwamm verwenden und direkt mit Wasser und Spülmittel auswaschen)und luftig trocknen lassen. Nach einer Woche kann die Pufferschicht drauf.
Mit dem Bienenwachs muss Du bedenken, dass alte Waben in der Regel Pestizid belastet sind. Bienen sammeln ja auch dort wo gespritzt wurde. Dann lieber das Wachs weglassen (raffiniertes Kokosfett wie Palmin ist ja schon recht fest) oder Bienenwachs für kosmetische Zwecke besorgen.
Falls Du noch Fragen hast einfach raus damit.
LG Michael
Danke für deine Antwort! 👍
Ich würde aber gerne gründlich vorgehen, und bin bereit mehr Arbeit reinzustecken, und würde daher eine der beiden Anleitungen nutzen wollen.
Auf der Flasche die ich habe steht „Das voroxidierte LINOLJA trocknet schneller (8 Tage) …“*. Hat es also doch Trockenbeschleuniger? Oder beschleunigt die Voroxidierung den Trockenvorgang und Tockenbeschleuniger würde ihn noch weiter beschleunigen? 🤔
Also welche deiner obigen Anleitungen macht dann mehr Sinn, wenn ich ein bisschen Aufwand betreiben möchte?
1. „klassische Methode ohne Trockenbeschleuniger“
oder
2. „Schneller mit Trockenbeschleuniger“
Vielen Dank für deine Hilfe.
Liebe Grüße
Valentina
* schneller im Bezug auf das nicht voroxidierte Öl vom gleichen Hersteller
Hallo Valentina,
deine Vermutung ist richtig: voroxidiertes Öl ist nicht gleich Öl mit Trocknungsbeschleuniger.
Für deine Zwecke ist das voroxidierte Öl gut geeignet. Wichtig ist aber auch hier eine ausreichende Trockenzeit. Am besten tagsüber ins (geschützte) Freie bei Luft und Sonnenschein. Öl braucht zum härten Sauerstoff und Licht.
Liebe Grüße
Michael
Vielen Dank für die Antwort 😊
Welche deiner Anleitungen im Text macht dann mehr Sinn, wenn ich ein bisschen Aufwand betreiben möchte?
1. „klassische Methode ohne Trockenbeschleuniger“
oder
2. „Schneller mit Trockenbeschleuniger“
Hallo Valentina,
da Du das voroxidierte Öl hast, ist das ein Zwischending aus beiden Methoden. Orientiere dich von den Trocknungszeiten her am besten an der klassischen Methode, dann bist Du auf der sicheren Seite.
Falls noch Fragen sind, einfach melden.
LG Michael
Hallo Michael,
ich habe mich nach einiger Recherche, u.a. auf deiner/euerer Website und im Baumarkt , für das „Schutzschild Pflegeset“ entschieden, weil
– mir als Laie die Inhaltsbeschreibungen auf den Flaschen zu ungenau/verwirrend waren
– das „gute Zeug“ im Baumarkt etwa gleich viel wie das Schutzschild Pflegeset kostet und die Packungen meist zu groß sind
– ich den Schneidbrett-Guru einfach unterstützenswert finde. Vielen Dank dafür!
Aus ökologischen Gründen wäre es noch super gewesen, wenn man das Pflegeset lokal beziehen könnte. Mit den platzsparenden (Um-)verpackungen hast du ja aber das Beste daraus gemacht. Das finde ich toll.
Ich habe jetzt denke ich alle Blogeinträge, Kommentare und Videos gesehen, trotzdem sind bei mir (aktuell) noch zwei Fragen übrig geblieben:
1. Trockenbeschleuniger
Es verunsichert mich, dass das Grundieröl im Pflegeset trotz der Aussagen im zweiten Absatz des Abschnitts „Jetzt geht es ans Eingemachte“ hier im Blog, trotzdem Trockenbeschleuniger enthält. Dort ließt es sich, wie wenn Trockenbeschleuniger generell (wenn nicht ausgehärtet und tief eingeschnitten wird) gesundheitsschädlich ist.
Der erste Absatz im Abschnitt „Schneller mit Trockenbeschleuniger“ relativiert das dann wieder etwas. Es scheint auch weniger schädlichen Trockenbeschleuniger zu geben.
Ich nehme an, dass ein solcher im Grundieröl des Schutzschild Pflegesets enthalten ist? Die Beschreibung lässt das stark vermuten, ich wäre jedoch weniger verunsichert, wenn das auch in der rechten Spalte bei „Inhaltsstoffe“ vermerkt wäre.
2. Aushärten
Unter diese Problematik fällt auch meine zweite Frage: das korrekte Aushärten des Grundieröls. Das teile ich mal in zwei (chronologische) Punkte ein:
I. Unter „Jetzt geht es ans Eingemachte“ steht, dass man das Grundieröl mehrere Male dünn auftragen sollte. Ich weiß aber nicht so recht, wie dünn genau? Im Video zur Grundierung trägst du das Öl nach meinem Empfinden recht großzügig auf und auch der Zwischenschliff scheint nicht unbedingt nötig zu sein.
II. Woran kann ich erkennen, dass das Grundieröl (ausreichend?) ausgehärtet ist? Ich habe ungefähr so viel aufgetragen wie du im Video, jedoch habe ich das Öl länger einmassiert und dann das Abwischen mit Küchenkrepp weggelassen. Im Endeffekt scheinen meine Bretter nach dem Ölen genau so feucht (vielleicht sogar etwas trockener) gewesen zu sein wie deines im Video. Nachdem ich den Blogeintrag hier gelesen habe, hätte ich aber wohl doch besser mit Küchenkrepp nachwischen sollen um die ordentliche Aushärtung sicher zu stellen. Aktueller Stand ist, dass die Bretter nach zwei Tagen Trocknen nur an einer Stelle noch glänzen. Kann ich da im Rahmen des Zwischenschliffs einfach drüberschleifen (das Schleifpapier wird sich bei dieser geringen Menge wohl nicht auflösen)? Kann ich von Außen erkennen, ob das Öl ausreichend ausgehärtet ist (um bei zu tiefen Einschnitten keine schädlichen Ausflüsse zu provozieren)? Selbst wenn es (nach Zwischenschliff) außen nicht mehr glänzt und sich nicht klebrig anfühlt, kann es ja innen noch feucht sein? Dadurch, dass es nach Auftragen des Grundieröls etwas dunkler ist, wirkt es auf mich irgendwie noch feucht.
Eigentlich weiß ich, dass ich nichts groß falsch machen kann. Trotzdem würde ich mich über ein paar aufklärende Worte freuen, das würde mich beruhigen.
Vielen Dank und viele Grüße!
Hallo Fabian,
zuerst danke für die tollen Worte.
Jetzt zu deinen Fragen…
zu 1) das Set enthält Öl mit Trockenbeschleuniger, da die wenigsten lange warten wollen und es nur Ärger gibt, wenn (aus welchen Gründen auch immer) die Grundierung nicht trocken wäre. Wenn dann die Oberfläche Wasserkontakt hat, ist das ganze Brett versaut und nur unter hohem Aufwand wieder zu beheben.
Wie richtig bemerkt, ist Öl mit Trockenbeschleuniger nur dann schädlich, wenn er nicht ausgehärtet ist. Damit das im Holz passiert, muss das Brett quasi getränkt werden. Mit den 100 ml ist das jedoch nicht wirklich möglich. Da Hirnholz-Bretter sehr stark saugen (Kapillar-Effekt), bekäme man auch hier sehr schnell ein Gefühl für die richtige Auftragsmenge.
zu 2) schließt sich quasi an 1) an. Im Internet kursieren viele Videos, in denen ein Brett in ein Bad mit Öl getaucht wird. In der Regel ist das Weissöl (Paraffin-ÖL). Vermutlich unterscheidet das ein Nichtprofi jedoch nicht. Der sieht nur Tauchvorgang – also viel hilft offenbar viel. Das ist aber genau die Methode, bei der soviel Öl ins innere gelangt, welches nicht mehr aushärten kann (Weissöl eh nicht, aber selbst trocknende Öle bleiben flüssig). Bei einem Auftrag mit Küchenkrepp bzw. dem Dreieck-Schwamm aus dem Set, passiert das nicht. Zumal die 100 ml auch keine Bäder oder exzessives einreiben zulassen.
Glänzende Stellen sind nicht weiter tragisch. Kleben diese, einfach mit etwas Grundieröl in Maser-Richtung einschleifen (löst sich dann an) und danach abwischen.
Glänzen sie nicht, einfach drüber schleifen wie beim Zwischenschliff.
Letztlich brauchst Du keine Panik zu haben, dass da noch flüssiges Öl drin ist. Das ist wie gesagt nur bei Tauchbädern möglich oder wenn ich so lange nachgieße, bis das (Hirn)Holz nichts mehr aufnimmt.
Ich hoffe dass ich helfen konnte. Ansonsten einfach melden.
LG Michael
Vielen Dank für die ausführliche Antwort!
Zu 1. Trockenbeschleuniger:
Das heißt, dass jeder nicht ausgehärtete Trockenbeschleuniger schädlich ist, aber nach der empfohlenen Auftragungsmethode so wenig vorhanden ist, dass er auf jeden Fall aushärtet.
Alles klar, dann muss ich mir da keine Sorgen machen.
Zu 2. Aushärten:
Ich habe das Brett nun wie von dir vorgeschlagen einfach zwischengeschliffen (die Stellen waren nur noch glänzend, nicht mehr klebend) und beim zweiten Grundieren ausreichend abgewischt. Die leicht glänzenden Stellen sind dabei zum großen Teil erhalten geblieben, aber das macht ja nichts.
Das Grundieren hat sich damit auch für mich erledigt, vielen Dank für deine Unterstützung!
Zum Wachsen habe ich noch eine Frage, aber die stelle ich mal unter meinem ursprünglichen Kommentar (damit die Absätze nicht so schmal werden und es übersichtlich bleibt).
Noch eine Frage zum Wachsen (im Zusammenhang mit dem Schutzschild Pflegeset), ich bin mir nicht sicher, ob ich es richtig anwende:
Aktuell trage ich das Wachs möglichst dünn, aber so dass alles bedeckt ist, auf. So richtig eingezogen ist es auch nach drei Tagen noch nicht. Überschüssiges trage ich so gut wie möglich mit Krepppapier ab. Bevor ich darauf Schneide, putze ich es jedoch nochmal mit Schwamm, kaltem Wasser und ohne Seife, damit nicht die Lebensmittel das Wachs aufnehmen.
Nach 5-10 Schneidvorgängen mit variierenden Reinigungen (immer mit weichem Schwamm, aber mit/ohne Seife und kaltem/warmen Wasser, danach überschüssige Wassertropfen mit Tuch ohne Druck abgewischt) perlt dann das Wasser in der Mitte des Brettes nicht mehr wirklich ab. Also wachse ich wieder.
Für mich ist das Ganze ein vertretbarer Aufwand und die Wachsdose hält beim ein- bis zweiwöchigem Auftragen voraussichtlich auch ewig. Nur dass das Wachs gefühlt kaum einzieht, verunsichert mich etwas. Damit möglichst viel einzieht, lasse ich es aktuell auch etwa 3 Tage stehen, während dieser Zeit ich das Brett natürlich nicht nutzen kann.
Wie klingt das für dich, passt das so? Wahrscheinlich ist auch nach einem Tag das Wachs schon recht weit eingezogen und ich kann die Nichtnutzungsdauer etwas verkürzen.
Hallo Fabian,
durch die Grundierung ist das Holz in seiner Aufnahmefähigkeit begrenzt. Das muss auch so sein, denn sonst zieht das Wachs/Öl unendlich ins Innere.
Von daher reicht es, die Creme ein paar Stunden einziehen zu lassen und danach den Überschuss einfach abzuwischen. Damit ist natürlich trocken reiben gemeint.
Nach ein Paar Stunden ist die Oberfläche komplett ohne Rückstände. Es ist daher nicht notwendig, mit Wasser und Seife den Überschuss weg zu spülen.
Da man primär in der Mitte des Bretts schneidet, nutzt sich dort auch schneller die Pufferschicht ab. Bedeutet im Umkehrschluss, dass es ausreicht, nur in der Mitte nachzuwachsen.
Liebe Grüße
Michael
Hilfe! Ich habe wie in der Videoanleitung zwei Plastik-Profile zum Trocknen untergelegt. Jetzt habe ich allerdings dicke Streifen auf dem Brett. Da ich es gewendet habe, leider auf beiden Seiten. 🙁
Wie werde ich die los, bzw wie löse ich das Problem?
Viele Grüße
Chris
Hallo Chris,
lass mich raten: Du hast Vierkantprofile verwendet. Ich dagegen L-Profile die wie ein Dreieck hingelegt wurden. Dadurch ist die Kontaktfläche vielleicht einen halben Millimeter breit.
Schick mal ne Mail mit ein paar Bildern an info@schneidbrett-guru.de
Dann kann ich sagen was gemacht werden muss.
Herzliche Grüße
Michael
Nein, ich habe L-Profile verwendet, aber scheinbar nicht ordentlich abgewischt. Abgewischt hatte ich sie. Naja. War das zweite mal mit Leinöl behandeln. Fotos kommen per Mail.
Wir wollen Holzöl kaufen. Gut zu wissen, dass man sogar ein Schneidebrett ölen kann. Dies muss ich unbedingt ausprobieren.
Die Verwendung von Holzölen war für mich eine fantastische Möglichkeit, die natürliche Schönheit des Holzes zu betonen und gleichzeitig zu schützen. Die Vielfalt an Ölen ermöglicht es, verschiedene Holzarten zu pflegen und ihre Farben und Maserungen hervorzuheben. Darüber hinaus schützen Holzöle das Material vor Feuchtigkeit und Abnutzung.
Hallo Michael!
Über die Verwendung von Perillaöl für Holz habe ich online nichts gefunden. Hast du das selbst schonmal ausprobiert? Wie kommst du auf die konkrete Einordnung des Perillaöls zwischen Leinöl und Tungöl?
Bisher habe ich ausschließlich Leinöl für meine Holzbretter (und auch andere Holzgegenstände) benutzt. Erstaunlicherweise konnte ich selbst nach zwei drei Jahren nirgends feststellen, dass das ausgehärtete Leinöl ranzig wurde oder das Holz komisch roch, obwohl ich immer nur normales Supermarkt-Leinöl zum Essen verwendet habe.
Da ich nun aber gern mal noch ein anderes Öl ausprobieren würde, das dem Brett nochmal etwas mehr Resistenz gegen das Spülen bietet, wird es eventuell mal das Perillaöl sein. Ich hoffe nur, dass es nicht ranzig wird. Weißt du, ob es da Unterschiede zwischen Perillaöl für die Kosmetik und dem zum Essen gibt?
Tungöl habe ich für den Lebensmittelkontakt ausgeschlossen, da es online mal heißt „unproblematisch wenn ausgehärtet“ und mal nicht. Sicher ist sicher 🙂
Übrigens vielen Dank für den interessanten Beitrag!
Hallo Simon,
danke für den Beitrag. Normal wird Perillaöl als Zusatz in Lackfarben verwendet. Da es langsam trocknet, kann man es aber auch als alleiniges Mittel verwenden.
Wir haben vor Jahren mal verschiedene Tests mit Ölen gemacht. Dabei hat sich dann gezeigt, dass Perillaöl etwas resistenter als Leinöl ist. Da es preislich aber weit darüber liegt, ist es als Oberflächenmittel nicht so polulär.
Ausgehärtetes Öl wird nicht mehr ranzig, da es bereits polymerisiert ist. Durch die „Verunreinigungen“ wie Eiweiße und Schleimstoffe trocknet es jedoch relativ schlecht. Das merkt man vor allem an der mechnanischen Abriebfestigkeit. Nur weil es sich trocken anfühlt ist es nicht auch richtig trocken. Testen kann man das durch schleifen: Trockenes Öl erzeugt weissen Schleifstaub.
Je nach Eindringtiefe wird Speiseöl dann unter der trockenen Oberfläche ranzig.
Kosmetisches Perillaöl sollte/müsste gleich mit dem (Bio)Speiseöl sein. Für die Oberflächenbehandlung empfehle ich aber das von Kremer-Pigmente.
Wenn es um die Resistenz gegenüber Spülwasser geht, ergibt unsere Schutzschild Pflegecreme mehr Sinn. Einmal pro Woche ganz dünn auftragen und das Wasser perlt immer schön ab.