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DIY ist in aller Munde: In Zeiten wo manche Hersteller sportliche Preise für „handgemachte Schneidebretter“ aufrufen, wächst bei dem kochbegeisterten Handwerker innerlich der Wunsch: ein Schneidebrett selber machen. Jetzt hat nicht jeder eine Schreinerei zuhause – aber zumindest mal einen Hobbykeller. In sofern stellt sich nur noch die Frage nach dem Material. Als erstes kommt der Baumarkt in den Sinn – aber taugt das was?
Im Prinzip geht das, ja.
Nur hat man dann kein hochwertiges Schneidebrett aus Holz, sondern eine reine Schneidunterlage. Das ist dann zwar immer noch besser als nichts, aber auch ganz weit entfernt von einer langlebigen Lösung. Natürlich gibt es auch Leute mit wenig Geld die sich mit solch preiswerten Lösungen begnügen müssen und sich mit Baumarkt-Materialien ihr Schneidebrett selber machen. Nur ist es ein großer Fehler zu glauben dass das eine so gut wie das das andere ist.
Falls Du vorhast ein Hirnholz-Schneidebrett zu bauen, empfehle ich dir diesen Blogbeitrag.
Schneidebrett selber machen: Was man im Baumarkt so kaufen kann
Der Grund ist schnell und einfach erklärt. Was im Baumarkt meistens unter Laubholzplatten erhältlich ist, ist sogenanntes “keilgezinktes Leimholz”. Hier werden quasi die Reste von der Produktion verarbeitet und damit auch die einzelnen Streifen in der Länge nach verleimt, bevor diese dann wieder in der Breite verleimt werden. Das Brett sieht also gestückelt aus und ist es auch. Das ist auch ökologischer Sicht sogar sinnvoll und auch lobenswert. Sollte aber nur dort zum Einsatz kommen, wo Holz keiner hohen Belastung oder Feuchtigkeits-Schwankungen ausgesetzt ist, also z.B. bei Schrankteilen oder Fachböden. Bei Fußböden ist das Muster auch als “Schiffsboden” bekannt.
Schneidebrett selber machen: Leimchaos
Dieses keilgezinkte Leimholz ist nicht dauerhaft wasserfest verleimt. Das an sich wäre nicht einmal das größte Problem. Viel schlimmer ist jedoch die wilde Mischung aus einzelnen Holzteilen. Die führt dann dazu, dass das Brett nicht mehr wirklich kalkulierbar ist was das arbeiten betrifft. Dann ist es sehr wahrscheinlich, dass innerhalb eines Streifens der mittlere Teil durch den Verlauf der Jahresringe in der Breite quillt, das Anfangsstück aber in der Dicke. Als Ergebnis reißt die Leimfuge auf und das Brett ist kaputt. Bei Holz mit durchgehenden Lamellen arbeitet das Brett auf diesem Streifen gleich, da es ja auch aus einem Stück besteht.

Anstatt eines durchgehenden Stücks was gleichmäßig breit wird, hat man hier 2 gestoßene Teile die unterschiedlich breit werden.
Was im letzten Bild passiert kannst Du dir ausmalen wenn das vordere Stück breiter wird: die Leimfuge zum hinteren Teil wird aufgerissen
Mit entsprechender Zertifizierung ist keilgezinktes Holz sogar für statische Zwecke zugelassen und findet Anwendung von Wohnraumtreppen. Hier aber ist das Zauberwort “Zertifizierung”. Das kommt dann aber nicht aus dunklen Quellen, sondern von soliden Herstellern und wird über den normalen Holzhandel vertrieben.
Bei Leimholzplatten aus dem Baumarkt hat niemand nachkontrolliert ob die Leimfugen genau passen und das Material statisch belastbar ist. Um preislich halbwegs konkurrenzfähig zu bleiben, werden in Baumärkten auch oft Qualitäten 2. Wahl vertrieben, gerade was Holz betrifft.
Schneidebrett selber machen: Warum gibt es überhaupt preiswertes Leimholz
Der Grund ist auch nachvollziehbar: Der gewerbliche Verarbeiter hat andere Ansprüche als der Hobby-Bastler. Von daher gibt es einfach 2 Kundengruppen. Jemand mit einer gut ausgestatteten häuslichen Werkstatt wird wissen wo er adäquates Material beziehen kann. Wer schon nicht an den Maschinen gespart hat (weil damit genaues Arbeiten möglich ist), der wird es wohl kaum beim Material tun. Das kann und macht der klassische Baumarktkunde eben nicht. In den wenigsten Fällen werden von ihm komplexe Projekte Möbel umgesetzt. Von daher “reicht” die billige Ware auch für ihn – es fällt vermutlich nicht einmal auf.
Der Witz besteht nur darin, dass qualitativ hochwertige Leimholzplatten vom Holzhändler preislich nicht viel teurer sind als im Baumarkt.
Zusammenfassung
Als Platte zum Anrichten geht das in Ordnung, denn hier muss das Brett ja nicht tägliche Spülgänge über sich ergehen lassen. Man sollte immer daran denken dass die Funktion als Schneidebrett das härteste ist was man einem Stück Holz antun kann. Unter dieser Sichtweise kann man zwar keilgezinkte Leimholzplatten Im Baumarkt als Schneidebrett nutzen, muss sich aber über die kurze Haltbarkeit bei intensiver Benutzung im klaren sein.
Insgesamt sollte man keilgezinkte Leimholzplatten nicht als Schneidebrett nutzen. Und in diesem Fall ist es auch egal ob das Holz aus dem Baumarkt oder vom Händler stammt. Denn die Problematik besteht ja trotzdem.
Demnach mehr eine Notlösung als ein echter Lifehack und Spartipp. Leider wissen das gerade die Laien unter den Anbieter nicht. Eines sollte dir deshalb immer bewusst sein:
„Nur weil jemand Schneidebretter verkauft, muss er noch lange keine Ahnung von Holz haben…“
Links
Herstellungsvideo von Leimholzplatten des Herstellers Larbon, etwas älter aber immer noch gültig: Klick
Guten Abend.
Wenn man keilgezinktes Leimholz nicht als Schneidebretter benutzen sollte, welches Holz ist dann zu empfehlen? Liebe Grüsse
Hallo Selina,
man kann schon keilgezinktes Leimholz nehmen. Für viele mag das sogar ausreichend sein und der Preis ist oft günstig. Aber: es gibt auch gewerbliche Anbieter von Schneidebrettern, die für richtig teures Geld diese Art von Platten verwenden und das auch noch „Handwerk“ nennen.
Dieser Beitrag soll die Augen für solche Angebote schulen. Es ist eben nicht alles Gold was glänzt. Es ergibt keinen Sinn, solche „Baumarktplatten“ – die eigentlich für trockene Innenräume gedacht sind – aufwändig maschinell (mit CNC) zu bearbeiten, dann noch 200€ zu verlangen aber keine Garantie zu geben.
Bei einem Brettchen für 20€ kräht kein Hahn danach. Aber sobald es von der Verarbeitung aufwändig wird, muss das Ausgangsmaterial stimmen.
LG Michael
Hallo!
Ich habe hier ein paar Reste einer 2,6cm dicken Eichenholz-Platte, eben genau keilgezinkt. Da die Teile alle Schneidbrettgröße haben (so ca 30×50), würde ich sie gerne lebensmittelgerecht einölen und als Schneidebretter verwenden.
Macht das gar keinen Sinn oder halten sie schon eine Weile, bis evtl die Verleumdungen aufgehen? Das geht aus dem Artikel leider nicht so hervor. 1-2 Jahre wäre für mich vollkommen in Ordnung. Alternativ würden sie ohnehin nur im Keller landen. 🙂
Hallo Fabian,
bei entsprechender Pflege bzw. Oberflächenbehandlung hält das schon eine Zeit. 1-2 Jahre sollten auch drin sein. Vorausgesetzt, dass die Bretter nicht zu nass gespült werden.
Die Oberflächenbehandlung (insbesondere die Stirnkanten) dient dann dazu, die Aufnahme von Wasser zu verlangsamen. Und je weniger das Holz arbeitet, desto weniger Verformungen der Einzelteile (innerhalb der Fläche – sieht Zeichnung im Beitrag) gibt es auch. Eiche arbeitet schon ein gutes Stück weniger als z.B. Buche. Als erstes werden sich trotzdem vermutlich die Leimfugen abzeichnen, da der Leim nicht wasserfest ist.
Diese Leimholzgeschichte muss man in Relation sehen, da wir auf unsere Produkte 30 Jahre Garantie geben. Für viele Menschen sind 1- 2 Jahre Haltbarkeit bei einem Brett normal, für mich nicht. Das ist jedoch nur meine Ansichtssache aufgrund der beruflichen Erfahrung. Ich neige aber eh immer dazu, in Vollendung zu denken. 😉
Vielleicht ist unser Schutzschild Pflegeset was für dich – da kann ich auch gerne 2x Grundieröl reinpacken wenn Du mehr als 2 Bretter hast.
Herzliche Grüße
Michael
Hallo
Ich möchte mit meinen Schülern als Weihnachtsgeschenk für die Eltern selbst gemachte Schneidebretter machen.
Das Schulbudget ist leider sehr begrenzt. Leisten können wir uns entweder Leimholzplatten aus Buchenholz oder Massivholzplatten aus Fichtenholz. Was ist deiner Meinung nach besser geeignet? Und ist der Leim im Leimholz kein Gesundheitsrisiko? Schliesslich werden ja Lebensmittel darauf geschnitten.
Freundliche Güsse
Max
Hallo Max,
zuerst zum Leim, da es beide Holzarten betrifft: Alles was hierzulande als Leimholz verkauft wird, muss die Anforderungen zur Benutzung im Innenbereich erfüllen. Das ganze nennt sich E1. Faktisch geht von Leim keine Gefahr aus – sonst wären im Umkehrschluss alle verleimten Bretter für den Kontakt mit Lebensmitteln verboten.
Bei der Holzart würde ich als Schneidbrett auf Buche gehen. Fichte wäre eher eine Sache für reine Servier/Brotzeitbretter.
Sollen die Bretter noch behandelt werden? Da gibt es mehrere Low-Budget-Lösungen. Das können wir gerne getrennt thematisieren. Melde dich einfach.
LG Michael