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Wer kennt das Problem nicht – Schneidebrett Kunststoff  reinigen kann sehr mühsam und verzweifelnd sein. Am Anfang sind sie  immer so schön glatt und sauber. Doch mit der Zeit entstehen hässliche Schnittspuren. Das Schneidebrett aus Kunststoff lässt sich immer schwerer reinigen bis die Flecken gar nicht mehr weg gehen.

Aus diesem Grund landen die meisten Bretter nach kurzer Zeit auf dem Müll. Doch gibt es wirklich kein Mittel um ein Schneidebrett aus Kunststoff zu reinigen?

Ist der teilweise schlechte Ruf von Kunststoff gerechtfertigt?

In diesem Beitrag lernst Du…

  • was die tatsächliche Ursache für fleckige und stinkende Schneidebretter ist
  • was Du dagegen tun kannst
  • ob das bei jedem Kunststoff-Brett vorkommt
  • wie das Problem von Betrieben gelöst wird die Lebensmittel verarbeiten
  • das wahre Merkmal ordentlicher Schneidebretter aus Kunststoff

Schneidebrett Kunststoff reinigen: was das eigentliche Problem ist

„Ein neues, glattes Schneidebrett aus Kunststoff ist wie eine Glatze. Die mit der Zeit entstehenden Schnittspuren verhalten sich wie Haare. Wenn diese nicht mehr zu reinigen sind, hilft nur abschneiden bzw. rasieren bis zur Glatze.

Ist der Kunststoff durch die Spülmaschine komplett verfärbt, hat man es mit billigem Kunststoff zu tun bei dem eine Reinigung/Abhobeln keinen Sinn macht.“

Wenn Du ein Schneidebrett aus Kunststoff reinigen willst, gibt es immer 2 mögliche Ursachen für Schmutz:

  • Die erste ob der Kunststoff an sich verfärbt ist, oder
  • zweitens der Schmutz nur in den Schnittspuren haftet.

Kunststoff-Schneidebretter werden in der Regel aus Polyethylen (PE) hergestellt und hier gibt es 5 verschiedene Sorten bzw. Qualitätsstufen. Die 2 besten taugen was, die 3 unteren kann man getrost in die Tonne treten. Denn hier verfärbt sich der Kunststoff selbst.

Wenn das Brett nach dem Geschirrspüler eine einheitliche Farbtönung hat, ist der Käse sprichwörtlich gegessen. Hier hilft nur noch die Entsorgung. Warum sich das Brett verfärbt und krumm wird erkläre ich weiter unten.

Schneidebrett Kunststoff reinigen: Worin liegt der Unterschied und warum ist das so?

Auf den ersten Blick sind die erhältlichen Bretter kaum voneinander zu unterscheiden. Im Prinzip ist sie unterschiedlich dicht, genauer gesagt die mol-Dichte. Interessiert aber den Endkunden herzlich wenig, von daher: Stell Dir einfach 5 Akkus vor die unterschiedlich voll geladen sind. Der billige Kunststoff hat noch kaum Saft, wogegen der volle Akku den besten Kunststoff darstellt. So ähnlich ist das auch bei Kunststoff.

Es gibt jedoch ein einfaches Qualitätsmerkmal für ein Schneidebrett aus Kunststoff: Die Struktur hat entweder eine geprägte oder eine glatte Oberfläche. Den Grund erfährst Du gleich.

Schneidebrett Kunststoff PE LLD weiss

Schneidebrett Kunststoff PE LLD weiss: Hier sieht man die geprägte Oberfläche. Diese entsteht dadurch, dass die Form in die der Kunststoff gespritzt wird diese Prägung hat. Rechts an der runden Kante sind sogar noch Reste der Naht sichtbar. Solche billigen Kunststoffbretter werden hauptsächlich in Asien produziert.

Wenn das Schneidebrett aus Kunststoff NICHT durchgefärbt ist, haftet der Schmutz nur in den Schnittspuren.

Jetzt hast Du 2 Optionen:

Bleichen

Macht aber auf Dauer wenig Sinn. Denn die vielen Schnitte nebeneinander wirken wie ein Teppich – das wird sich also beim nächsten Schneiden wieder verfärben. Falls es trotzdem mal sein muss: Chlor-Bleiche aus dem Drogerie-Markt wirkt Wunder.  Dass man mit dem Zeug aufpassen muss, sollte selbstverständlich sein!!

Betriebe wie z.B. Wurstfabriken, müssen ihr riesiges Schneidebrett aus Kunststoff  täglich chemisch reinigen. Natürlich verwenden die andere Mittel als Chlor. Das Prinzip ist aber das gleiche. Hier ist es also egal ob am Folgetag wieder Verfärbungen vorhanden sind, denn abends rennt der professionelle Putztrupp durch und entkeimt alles.  

Die Schnittspuren abtragen

Dadurch erhält man wieder eine glatte Fläche. Sinngemäß ist das wie der Wechsel vom Teppich zum Fliesenboden.  In Großmetzgereien kommt in regelmäßigen Abständen jemand der die Platten abhobelt. Zuhause funktioniert das am besten mit einer Ziehklinge. Hier siehst Du wie das funktioniert und ob sich das was für dich ist.

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Das Abtragen der Schnittspuren hat auch einen weiteren Vorteil. Denn so landen keine Kunststoffpartikel im Essen. Durch das hundertfache kreuz-und quer schneiden entstehen einzelne instabile Geflechte. Die brechen relativ leicht ab landen so im Essen. Das hier zu erklären würde den Rahmen sprengen, daher gibt es hierzu einen eigenen Beitrag.

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Schneidebrett Kunststoff reinigen: Warum ein verfärbtes Brett ein hoffnungsloser Fall ist

Wie Du ja jetzt weißt gibt es 5 Sorten Polyethylen. Die schlechteste ist PE-LLD, dann kommt PE-LD. Eigentlich gar nicht mal so schlecht ist das PE-HD. Das ist aber im Vergleich wie beim Fernseher mehr HD ready als Full HD ist. Trotzdem werden Bretter aus diesem Material als „Profi-Schneidebrett“ angeboten. Denn sie sind ja bereits besser als die beiden billigen.

Die beiden besten lauten PE-HMW und PE-UHMW. Man kann sie immer daran erkennen, dass sie eine glatte Oberfläche haben.

Der Grund ist folgender:

„Bretter mit geprägter Oberfläche werden bereits als Schneidebretter gegossen oder gespritzt. Bretter mit glatter Oberfläche werden als Werkstoff für Apparatebau und andere technische Anwendungen hergestellt, also als Schneidbrett eher zweckentfremdet.“

PE-HMW und PE-UHMW sind so dicht, dass sie weder Wasser aufnehmen und sonst noch etwas drauf haftet. Unter anderem deshalb werden sie als Gleitschienen verwendet. Das hat natürlich auch den praktischen Vorteil dass Schneidebretter mit glatter Oberfläche keine Gerüche annehmen. Vorausgesetzt natürlich sie sind aus den beiden Sorten.

Schneidebrett Kunststoff PE 500 HMW schwarz

Schneidebrett Kunststoff PE 500 HMW schwarz: Dieser Kunststoff ist eigentlich als Werkstoff für technische Geräte gedacht. Als Schneidbrett wird er nur zweckentfremdet. Die Oberfläche wird nach dem Pressen gehobelt und ist glatt.

Schneidebrett Kunststoff reinigen: das passiert im Geschirrspüler mit billigen Kunststoff-Bretter

Diese sind in der Struktur viel lockerer und nehmen auch Wasser auf. Das geht noch besser in Verbindung mit Hitze, denn dadurch wird der Kunststoff weicher. Das ist auch der Grund für die Durchfärbung in der Spülmaschine: Man öffnet quasi den Kunststoff für die Farbpigmente aus den Lebensmitteln.

Braucht man überhaupt ein billiges Schneidebrett aus Kunststoff?

Aber warum werden überhaupt solche billigen Schneidebretter aus Kunststoff angeboten? Der Grund ist der günstige Preis. Nicht jeder widmet sich intensiv dem Thema Kochen bzw. legt Wert auf scharfe Messer und stabile Unterlagen. Damit ist nicht einmal der Hype um Luxusmesser gemeint, sondern hier geht es um das was auch jeder professionelle Koch in Sachen Grundausstattung predigt. Kunststoff wird auch als Verschleißmaterial angesehen, es lohnt sich also offenbar nicht viel Geld auszugeben. Wenn es kaputt ist wird es eben weggeworfen. Das Verständnis zur Wertigkeit fehlt, da es ja “nur” Kunststoff ist.

Leider wird viel zu leichtsinnig damit umgegangen und Kunststoff ist an sich nicht schlecht oder böse. Schlecht ist nur der verschwenderische Umgang damit. Durch den Gebrauch dieses Materials geht man auch automatisch eine Verantwortung gegenüber der Umwelt ein. Die Zukunft wird es notwendig machen bewusster mit diesem Werkstoff umzugehen.

Schneidebrett Kunststoff reinigen: was hat es mit dem HACCP auf sich?

Wenn man durch das Netzt surft und nach „Schneidebrett Kunststoff“ sucht, dann stolpert man gelegentlich über den Ausdruck „HACCP-geeignet oder konform“. Ja, das hat etwas mit der Reinigung zu tun. Das ist allerdings nur für diejenigen relevant, die für andere Menschen Essen zubereiten. Der Sinn ist der, eine Kreuzkontamination zu vermeiden. Also bekommt jede Lebensmittelgruppe sein eigenes Schneidebrett zugewiesen. Und weil in der Regel nicht nur einer kocht, braucht man eine Kennzeichnung damit jeder sehen kann für was das Brett benutzt wurde ohne raten zu müssen.

Das macht man am einfachsten mit unterschiedlichen Farben. Nur bringt es ja nichts wenn der Kunststoff schlecht ist. Deshalb gibt es eine qualitative Minimalanforderung für dieses System. Na, welcher Kunststoff ist es wohl? Richtig, PE – HD , also der drittbeste. Der Witz ist nun der, dass dieses System der Kennzeichnung von den USA übernommen wurde. Allerdings verwendet man dort kaum PE – HD, sondern hauptsächlich PE UHMW. Das ist hierzulande allerdings eher unüblich. Hier wird als Optimum PE HMW verwendet, da der Unterschied als Schneidebrett zu UHMW marginal ist.

Was ist nun die Moral der Geschichte?

Wenn Du Schneidebretter aus Kunststoff verwenden willst, solltest Du nur Profiware aus PE HMW oder PE UHMW mit glatter Oberfläche kaufen. Sind die Schnittspuren dann nach einiger Zeit so tief dass sie schmutzig werden, kannst Du Sie mit einer Ziehklinge wie im Video entfernen.  Dann hast Du wieder eine hygienisch saubere Oberfläche.

Links:

wikipedia zum Thema HACCP: klick