Lesezeit 10 Minuten

Irgend wann ist es soweit: das schöne neue Schmuckstück hat Schnittspuren und Flecken bekommen. Die Optik ist mehr oder weniger dahin. Das vielleicht teure Teil fängt eventuell an komisch zu riechen. Es geht nun darum, möglichst schonend das Schneidebrett aus Holz reinigen zu können. 

In die Spülmaschine stecken ist nicht – denn davon wird allgemein abgeraten. Was also tun?

In diesem Beitrag lernst Du

  • Was der Denkfehler Nr. 1 beim Reinigen von Schneidebretter aus Holz ist
  • Warum Holz überhaupt Flecken bekommt
  • Den Unterschied zwischen gezielt Reinigen und unwissentlich Zerstören
  • Wie man unangenehmen Gerüchen bei Schneidebretter aus Holz vorbeugt

Wenn Du ein Schneidebrett aus Holz reinigen möchtest, solltest Du eine wichtige Sache beachten:

Du unterliegst den gleichen Gesetzen wie bei einem Holzmöbel.

Der Unterschied ist nur, die Verwendung als Schneidebrett ist das härteste was man einem Stück Holz antun kann.

Ein Schneidebrett aus Holz auch aus optischen Gründen zu benutzen ist das eine. Eine möglichst günstige Schneidunterlage ist aber das andere. Da muss man jeweils andere Dinge beachten.

Die Kunst besteht darin zu wissen, ab wann man mit der Zerstörung von Holz beginnt und was noch verträglich ist. Sieht man das billige Brettchen als Verbrauchsmaterial, spielt das alles keine Rolle. Wird das Holzschneidebrett dagegen zum Einrichtungsgegenstand, ist es wie ein Möbel zu behandeln.

Bei der Reinigung hat man es immer mit 4 Problemquellen zu tun:

  • Gerüche
  • Keime/Bakterien
  • Schnittspuren
  • Verfärbungen

Schneidebrett aus Holz reinigen: Keime und Gerüche

Kleine billige Brettchen vertragen eine Runde in der Mikrowelle. Dem Holz an sich macht das nichts aus. Solange Feuchtigkeit zugeführt wird, wie z.B. in der Sauna oder beim Biegen unter Dampf. Durch das starke Aufheizen werden aber die Leimfugen sehr stark belastet. Als Folge weichen diese auf und die Fuge geht auf – das Brett ist kaputt.

Natürlich beseitigt auch ein Bleichvorgang sämtliche Keime und Gerüche. Aber die Nachteile sind größer als das Ergebnis. Warum das so ist erfährst Du weiter unten im Beitrag unter “Verfärbungen und Flecken”.

Trotzdem hat man 3 Möglichkeiten:

  • Desinfektion mit Wasser/Alkohol-Gemisch im Verhältnis 3:7
  • Abtragen der Oberfläche
  • Erhöhung der eigenen Abwehrfähigkeit

Erstere Lösung durchdringt die Zellwand der Bakterien und der Alkohol erledigt den Rest. Purer Alkohol kann keine Bakterien durchdringen. Deshalb braucht er destilliertes Wasser als Transportmittel /Eintrittskarte.

Mögliche Alternative

Oft wird auch zu einer Behandlung mit Essig geraten, oder es wird eine Mischung aus Salz und Zitronensäure (Zitrone) empfohlen. Beides kann funktionieren, hinterlässt jedoch nachhaltig Spuren. Auch hier gilt wieder das Abwägen zwischen Reinigungseffekt und Zerstörung. Salzwasser ist recht aggressiv zu Holz. Nicht umsonst gibt es spezielle Schutzmittel gegen Meerwasser (Bootslack). Diese unterscheiden sich erheblich von  herkömmlichen Lacken.

Schneidebrett aus Holz reinigen: Schnittspuren entfernen

Schnittspuren sind im Prinzip Abnutzungen. Hier wurden die Holzfasern durchtrennt, da gibt es keine Reparaturmöglichkeit. Bei Brettern aus Hirnholz (man sieht die Jahresringe auf der Schnittfläche) fallen diese nicht so stark auf wie bei “normalen” Brettern. Die Fasern werden hier nicht wirklich durchtrennt. Die feinen Jahresringe werden nur aufgebogen bzw. minimal aufgespalten. Durch Wasser quellen diese teilweise wieder zu.

Unabhängig davon, kann dieser Vorteil auch ein entscheidender Nachteil sein: Es wird mehr Flüssigkeit angesaugt. Wirklich entfernen kann man Schnittspuren nur durch Abhobeln oder Abschleifen. Da hobeln zuhause schwierig sein dürfte, stellt die Ziehklinge eine gute Alternative dar.

Mittlerweile haben auch viel zuhause einen elektrischen Schleifer zur Verfügung. Hier empfehlen sich auf jeden Fall Exzenterschleifer. Der Grund ist  ihre rotierende Bewegung und der bessere Materialabtrag. Wenn man unbedingt abschleifen muss, sollte man bei Körung 80 beginnen und dann mit 120 und 150 (besser 180) nachschleifen. Eine zu grobe Oberfläche ist wieder viel anfälliger für Schmutz und Bakterien.

Am besten und resistentesten sind gehobelte bzw. mit einer Ziehklinge geschabte Oberflächen. Da hier die Holzfasern sauber durchtrennt werden, sind sie demnach glatt. In Japan werden sehr viele Holzoberflächen nur gehobelt und nicht lackiert bzw. geölt. Funktioniert also sehr gut.

Schneidebrett aus Holz reinigen: Abwehrfähigkeit erhöhen

Was bei Holz immer so gelobt wird ist die antibakterielle Wirkung. Diese ist einem Stoff zu verdanken: Gerbsäure.

Jetzt enthält nicht jedes Holz gleich viel, bzw. mache enthalten kaum etwas. Dafür haben diese vielleicht wieder ätherische Öle oder Harze. Hierzulande werden jedoch meistens Hölzer verwendet, deren antibakteriellen Eigenschaften auf der Gerbsäure beruhen. Leider gibt es dabei im Problem: Säure lässt sich mit Wasser verdünnen. Und je geringer die Konzentration, desto weniger die Wirkung gegen Bakterien.

Mit jedem Spülvorgang nimmt das Holz Feuchtigkeit auf. Gibt man ihm keine ausreichende Zeit zum trocknen, steigt der Gehalt immer weiter. Resultat: das Holz wird eher anfällig. Wie lange die Trocknungszeit ist hängt von der Holzdicke ab. Je dicker desto größer ist auch der Puffer/Wasserspeicher im Holz.

Ein dünnes Brett von 1 cm Dicke ist sehr schnell durchtränkt aber auch viel schneller wieder trocken. Trotzdem dauert das immer noch ein paar Tage.

Gerbsäure ist im Holz leider eine endliche Ressource. Sie ist also irgendwann mehr oder weniger ausgewaschen. Und genau dagegen kann man etwas tun. Gerbsäure ist nicht anderes als Tannin, und das ist als Pulver käuflich. Diese kann man wahlweise (es gibt 2 Typen) in destilliertem Wasser oder Alkohol auflösen und hat somit eine flüssige Gerbsäure.  

Damit lässt sich jetzt die antibakterielle Wirkung von Holz reaktivieren wobei natürlich die in Wasser gelöste Variante besser funktioniert.

Damit erreicht man gleich 2 Effekte:

  • die Oberfläche wird desinfiziert
  • die Gerbsäure bleibt zurück und beugt vor da sie mit dem Wasser einzieht

Schneidebrett aus Holz reinigen: Verfärbungen und Flecken

Verfärbungen und Flecken lassen sich meistens auswaschen bzw. ausbleichen. Das klingt nach einer harten Maßnahme, ist aber realistisch gesehen die einzige Option. Alles was die Seife bzw. das Spülmittel  mit ihren Tensiden nicht schafft auszulösen, muss künstlich aufgehellt werden.

Das geschieht entweder flächig mit z.B. Natron. Das löst – neben den Farben der Lebensmittel – leider auch die Farbe aus dem Holz. Das  klappt ausgezeichnet und sieht man daran, dass man mit dieser Methode auch künstlich Treibholz herstellen kann. Nach 24 bis 36 Stunden im Natron-Wasser-Bad sieht jedes Holz aus wie künstlich verwittert.

Einen Nachteil gibt es jedoch: bei jeder Bleichmethode wird auch immer die Struktur bzw. das chemische Gleichgewicht auf der Holzoberfläche verändert. Dabei werden auch Eiweiße zerstört und die Gerbsäure (soweit vorhanden, je nach Holzart unterschiedlich) ausgewaschen.

Das ist auch der Grund warum Holz in der Spülmaschine heller wird:

Es findet durch die Eiweißlöser in den Tabs (welche das Geschirr reinigen sollen) ein Bleichprozess statt. Das Holz ist auf der Oberfläche danach tot. Klingt erst einmal toll. Das Holz ist aber auch leider dadurch anfälliger für erneute Bakterien und Keime. Man verbessert nicht etwa die Situation dadurch – sondern man verschlechtert sie.

Schneidebrett Holz reinigen: Fettflecken

Bei Fettflecken auf Schneidebrettern aus Holz hilft genau das was auch bei allen anderen Stoffen wirkt: Auslösen. Da das Holz unter Umständen Stoffe aufnimmt, sollten hier nur unbedenkliche Lösemittel zum Einsatz kommen.

Das ist zum Beispiel Alkohol. Hier empfiehlt sich reiner Spiritus oder Isopropanol. Mischt man diesen mit 30% destilliertem Wasser, hat man auch gleichzeitig ein sehr effektives Desinfektionsmittel. Das zieht sogar (dank dem Wasser) in die Oberfläche ein. Ist der Fettfleck angelöst, kann man ihn einfach mit Seifenlauge oder Spülmittel auswaschen.

Da allerdings Bretter meistens geölt sind oder werden, wird man auch die Fettflecken nicht mehr sehen. Mit anderen Worten: wenn ohnehin noch eine Oberflächenbehandlung mit Öl erfolgt, dann verschwinden auch die Flecken – denn Öl ist ja ebenfalls Fett. 

Zusammenfassung – was haben wir gelernt?

  • Wenn einem sein Schneidebrett aus Holz etwas wert ist, dann darf man nicht gleich mit der chemischen Keule dran gehen. Flecken lassen sich zwar entfernen was aber zu Lasten der Holzoberfläche geht. Diese wird durch Chemikalien zu einem toten Material.
  • Durch Zufuhr von Gerbsäure lässt sich die natürliche Abwehrfähigkeit erhöhen.
  • Alternativ kann man auch ein Schneidebrett aus Holz reinigen, indem man mit einer 7:3 Mischung aus Isopropanol und destilliertem Wasser arbeitet.
  • Schnittspuren lassen sich nur durch eine Überarbeitung der Oberfläche entfernen

Wie man ein Schneidebrett aus Holz danach richtig ölt, kannst Du hier nachlesen: LINK