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Immer dann wenn das Thema Schneidebrett aktuell ist, kommt man um die Frage nach einer Saftrille nicht herum. Im ersten Gefühl neigt man dazu sie als absolute Notwendigkeit anzusehen – denn sonst versaut man doch alles beim Schneiden. Also dann lieber gleich auf Nummer sicher gehen.

Die Frage lautet also nun: brauche ich unbedingt ein Schneidebrett mit Saftrille und Auffangschale?

Schneidebrett mit Saftrille: der Praxisnutzen

Realistisch betrachtet behindert sie in den meisten Fällen mehr als sie Nutzen bringt. Das hat 2 Gründe:

  • Zum einen wird die Schnitt-bzw. Nutzfläche kleiner
  • Zum anderen bleiben  kleingeschnittene Zutaten in der Rinne hängen

Dadurch lässt sich das Schnittgut relativ schlecht vom Brett runter schieben.

Schneidebrett mit Saftrille: Der Weg der Flüssigkeit auf dem Brett

Bis überhaupt mal etwas in der Rille ankommt, braucht man schon relativ viel Flüssigkeit. Denn geschnitten wird ja in der Mitte und der Saft muss erst einmal weglaufen. Auf ein Brett von 30 x 40 cm passen auch so 50 ml Flüssigkeit bevor etwas den Rand runter läuft. Der Saft hat ja – genau wie Wasser – eine bestimmte Oberflächenspannung. Die kleinen Mengen lassen sich auch mit einem Küchentuch (Zewa) aufnehmen.

50 ml klingen recht wenig – aber das sind immerhin über 2 Schnapsgläser voll. Selbst wenn man ein paar Tomaten mit einem relativ stumpfen Messer schneidet, kommt nicht so viel Flüssigkeit zusammen. 

Dazu kommt, je rauher (zerschnittener) die Oberfläche ist, desto mehr haftet der Saft auf dem Brett. Man kennt das vielleicht auch vom Auto: frisch geputzt perlt das Wasser ab – schmutzig verteilt sich das Wasser gleichmäßig auf der Oberfläche. Das beutet für ein Brett in der Praxis: bevor die Flüssigkeit in die Rinne gelangt, ist das ganze Brett nass.

DER ABSTAND ZUR KANTE IST EBENSO WICHTIG WIE EINE AUSREICHENDE BREITE UND TIEFE

Schneidebrett mit Saftrille: Der Weg der Flüssigkeit in der Rille

Flüssigkeit hat wie bereits erwähnt eine bestimmte Oberflächenspannung. Für eine Saftrille bedeutet das, sie muss so breit sein wie der Saft wo reinläuft. Was meine ich damit? Wenn der Saft 2 cm breit in die Rille läuft, diese aber nur 5 mm breit ist, schwappt alles über bevor sich alles in der Rille verteilen kann.

In der Praxis ist eigentlich alles unter 1,5 cm Breite eher Alibi als durchdachte und ernsthafte Absicht. Un des gibt reichlich Bretter auf dem Markt wo es anstatt Rillen „Rillchen“ gibt. Bringen die was? Nein.

Wenn der Saft jetzt in der Rille ist, geht es darum dass er sich auch schnell und gleichmäßig verteilt. Eine Engpass ist dabei immer die Ecke, denn da muss der Saft die Richtung ändern. Bei der Herstellung gibt es 2 Möglichkeiten.

  • Einmal fährt man mit dem Fräser bis genau in die Ecke bis zum Stillstand und dann seitlich in die andere Richtung weiter
  • Das andere Mal fährt man in einer scharfen Kurve gleich in die andere Richtung.

Sinngemäß fährt man einmal an der Wand entlang bis in die Ecke, stoppt und dann die andere Wand weiter.

Das andere ist ein durchfahren mit einer runden Ecke.

Praktisch macht das folgenden Unterschied: 

HIER DIE VARIANTE, WO IN DER ECKE GESTOPPT WURDE: ES STEHT EIN STEG AN DER INNENKANTE

HIER DIE VARIANTE, WO DURCHGEFAHREN WURDE: EIN RUNDE INNENECKE

Praktisch ist die runde Ecke viel leichter zu reinigen und leitet den Saft viel leichter um. Die Herstellungskosten sind jeweils gleich. Das ist nur eine Frage des Sachverstands und des Willens…

Schneidebrett mit Saftrille: wo es Sinn macht

Trotzdem gibt es Lebensmittel welche sehr viel Saft verlieren und deshalb eine Saftrille notwendig wird. Nur macht dann hier ein Schneidebrett mit Saftrille und Auffangschale mehr Sinn.  Normale Saftrillen haben an sich ja kaum Fassungsvermögen. Und selbst wenn das der Fall ist, bleibt es ein Balance-Akt.  Die Flüssigkeit muss da wieder raus ohne dass man etwas versaut.

Der Vorteil von einem Schneidebrett mit Saftrille und Auffangschale ist folgender:

Man fährt einmal mit dem Finger durch die Rinne, der Saft läuft dann in den Behälter welcher einfach ausgeleert werden kann.

Schneidebrett mit Saftrille und Auffangschale: spezielle Anwendung

Gute Systeme sind nicht gerade, sondern haben eine automatisch geneigte Fläche bzw. ein Gefälle. Hier kann der Saft schneller ablaufen und bleibt nicht auf der Fläche stehen. Relevant wird das vor allem dort, wo sehr viel sehr große Stücke mit Saft geschnitten werden. Diese sind dann allerdings mehr auf das Tranchieren ausgelegt und als reines Schneidebrett oft etwas umständlich.