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DIY ist in aller Munde: In Zeiten wo manche Hersteller sportliche Preise für „handgemachte Schneidebretter“ aufrufen, wächst innerlich der Wunsch ein Schneidebrett selber zu machen. Kaum jemand hat eine Schreinerei zuhause – aber vielleicht einen Hobbykeller. In sofern stellt sich nur noch die Frage nach dem Material. Erste Anlaufstelle ist der Baumarkt. Aber taugt das was?
Für einfache Ansprüche ja.
Dann hat man kein hochwertiges Schneidebrett aus Holz, sondern eine reine Schneidunterlage. Besser als nichts, aber auch ganz weit entfernt von einer ordentlichen Lösung. Als Low-Budget-Projekt geht das. Ziel dieses Beitrages ist es jedoch, das nötige Fachwissen zu vermitteln um die Unterschiede zu verstehen.
Falls Du vorhast ein Hirnholz-Schneidebrett zu bauen, empfehle ich dir diesen Blogbeitrag.
Schneidebrett selber machen: Welches Material der Baumarkt anbietet.
Was im Baumarkt meistens an Laubholz erhältlich ist, sind sogenannte “keilgezinktes Leimholzplatten”. Diese bestehen (böswillig formuliert) aus den Resten der Produktion. Zuerst werden einzelne Stücke der Länge nach verleimt, danach in der Breite um eine Platte zu erhalten.
Beim Brett sieht man die einzelnen Stücke – ähnlich wie beim „Schiffsbodenparkett“. Diese Art Bretter ist aus ökologischer Sicht sogar sinnvoll und lobenswert. Das Material sollte aber nur dort zum Einsatz kommen, wo Holz keiner hohen Belastung oder Feuchtigkeits-Schwankungen ausgesetzt ist, wie bei Schrankteilen oder Fachböden.
Keilgezinktes Leimholz aus Eiche, 18mm dick fertig geölt. Gut zu sehen ist hier der Längenstoss:
Schema Längenverleimung bei keilgezinktem Leimholz:
Schneidebrett selber machen: Taugen keilgezinkte Leimholzplatten?
Schneidebretter aus Holz werden durch das häufige Spülen regelmäßig fließendem Wasser ausgesetzt. Somit kommt auch der Leim in Kontakt mit Wasser. Aber nicht jeder Leim ist wasserfest.
Keilgezinkte Leimholzplatten sind nicht dauerhaft wasserfest verleimt und werden es auch nie. Der Grund ist die wilde Mischung aus einzelnen Holzteilen. Das führt zu einem unkalkulierbaren Arbeiten bei Feuchtigkeitsänderung (siehe folgendes Bild).
Anstatt eines durchgehenden Stücks was gleichmäßig breit wird, hat man hier 2 gestoßene Teile, die unterschiedlich breit werden.
Der eine Streifen im mittleren Teil der Platte quillt durch den Verlauf der Jahresringe in der Breite, das Anfangsstück aber in der Dicke. Als Ergebnis reißt die Leimfuge auf und das Brett ist kaputt. (siehe folgende Zeichnung).
Bei Holz mit durchgehenden Lamellen arbeitet das Brett auf diesem Streifen gleich, da es ja auch aus einem Stück besteht. (siehe nächste Zeichnung)
Da die Platten von der Konstruktion her nicht für große Feuchtigkeitsschwankungen geeignet sind, braucht auch der Leim nicht in erforderlicher D4 – Qualität zu sein. Kurz: die Platten sind für den Innenbereich gedacht, aber nicht für den Nassbereich.
Jetzt ist keilgezinktes Holz per se nicht schlecht. Mit entsprechender Zertifizierung ist es sogar für statische Zwecke zugelassen und findet Anwendung von Wohnraumtreppen. Das Zauberwort lautet hier “Zertifizierung” von soliden Herstellern und Vertrieb über den professionellen Holzhandel.
Leimholzplatten aus dem Baumarkt haben dagegen keine statische Zulassung. Um preislich halbwegs konkurrenzfähig zu bleiben, werden in Baumärkten auch oft Qualitäten 2. Wahl angeboten.
Schneidebrett selber machen: Welche Existenzberechtigung hat preiswertes Leimholz?
Der Grund ist leicht nachvollziehbar: Der gewerbliche Verarbeiter hat andere Ansprüche als der Hobby-Bastler. Von daher gibt es einfach 2 Kundengruppen. Selbst anspruchsvolle Heimwerker (die fachlich oft top fit und gut ausgestattet sind!) kennen die örtlichen Lieferanten.
Das kann und macht der klassische Baumarkt-Kunde eben nicht. In den wenigsten Fällen werden von ihm komplexe Möbelprojekte umgesetzt. Für Juniors Spielkiste reicht auch preiswerte Ware. Ohne geschultes Auge fällt es vermutlich nicht einmal auf.
Der Witz besteht nur darin, dass Baumärkte keine Discounter sind. Im Gegenteil. Qualitativ hochwertige Leimholzplatten vom Holzhändler sind preislich nicht viel teurer. Hier lohnt sich – je nachdem was man vorhat – der Gang zum Fachbetrieb.
Zusammenfassung:
Als Platte zum Anrichten geht das in Ordnung, denn hier muss das Brett ja nicht tägliche Spülgänge über sich ergehen lassen. Man sollte immer daran denken, dass die Funktion als Schneidebrett das härteste ist was man einem Stück Holz antun kann. Unter dieser Sichtweise kann man zwar keilgezinkte Leimholzplatten als Schneidebrett nutzen, muss sich aber über die kurze Haltbarkeit bei intensiver Benutzung im klaren sein.
Demnach mehr eine Notlösung als ein echter Lifehack und Spartipp. Leider wissen das gerade die Laien unter den Anbietern nicht. Das ist dann besonders ärgerlich, wenn dafür noch viel verlangt wird und Reklamationen mit „Holz ist eben ein Naturprodukt“ abgespeist werden. Eines sollte dir deshalb immer bewusst sein:
„Nur weil jemand Schneidebretter verkauft, muss er noch lange keine Ahnung von Holz haben…“
Links zum Thema:
Herstellungsvideo von Leimholzplatten des Herstellers Larbon, etwas älter aber immer noch gültig: Klick
Guten Abend.
Wenn man keilgezinktes Leimholz nicht als Schneidebretter benutzen sollte, welches Holz ist dann zu empfehlen? Liebe Grüsse
Hallo Selina,
man kann schon keilgezinktes Leimholz nehmen. Für viele mag das sogar ausreichend sein und der Preis ist oft günstig. Aber: es gibt auch gewerbliche Anbieter von Schneidebrettern, die für richtig teures Geld diese Art von Platten verwenden und das auch noch „Handwerk“ nennen.
Dieser Beitrag soll die Augen für solche Angebote schulen. Es ist eben nicht alles Gold was glänzt. Es ergibt keinen Sinn, solche „Baumarktplatten“ – die eigentlich für trockene Innenräume gedacht sind – aufwändig maschinell (mit CNC) zu bearbeiten, dann noch 200€ zu verlangen aber keine Garantie zu geben.
Bei einem Brettchen für 20€ kräht kein Hahn danach. Aber sobald es von der Verarbeitung aufwändig wird, muss das Ausgangsmaterial stimmen.
LG Michael
Hallo!
Ich habe hier ein paar Reste einer 2,6cm dicken Eichenholz-Platte, eben genau keilgezinkt. Da die Teile alle Schneidbrettgröße haben (so ca 30×50), würde ich sie gerne lebensmittelgerecht einölen und als Schneidebretter verwenden.
Macht das gar keinen Sinn oder halten sie schon eine Weile, bis evtl die Verleumdungen aufgehen? Das geht aus dem Artikel leider nicht so hervor. 1-2 Jahre wäre für mich vollkommen in Ordnung. Alternativ würden sie ohnehin nur im Keller landen. 🙂
Hallo Fabian,
bei entsprechender Pflege bzw. Oberflächenbehandlung hält das schon eine Zeit. 1-2 Jahre sollten auch drin sein. Vorausgesetzt, dass die Bretter nicht zu nass gespült werden.
Die Oberflächenbehandlung (insbesondere die Stirnkanten) dient dann dazu, die Aufnahme von Wasser zu verlangsamen. Und je weniger das Holz arbeitet, desto weniger Verformungen der Einzelteile (innerhalb der Fläche – sieht Zeichnung im Beitrag) gibt es auch. Eiche arbeitet schon ein gutes Stück weniger als z.B. Buche. Als erstes werden sich trotzdem vermutlich die Leimfugen abzeichnen, da der Leim nicht wasserfest ist.
Diese Leimholzgeschichte muss man in Relation sehen, da wir auf unsere Produkte 30 Jahre Garantie geben. Für viele Menschen sind 1- 2 Jahre Haltbarkeit bei einem Brett normal, für mich nicht. Das ist jedoch nur meine Ansichtssache aufgrund der beruflichen Erfahrung. Ich neige aber eh immer dazu, in Vollendung zu denken. 😉
Vielleicht ist unser Schutzschild Pflegeset was für dich – da kann ich auch gerne 2x Grundieröl reinpacken wenn Du mehr als 2 Bretter hast.
Herzliche Grüße
Michael
Hallo
Ich möchte mit meinen Schülern als Weihnachtsgeschenk für die Eltern selbst gemachte Schneidebretter machen.
Das Schulbudget ist leider sehr begrenzt. Leisten können wir uns entweder Leimholzplatten aus Buchenholz oder Massivholzplatten aus Fichtenholz. Was ist deiner Meinung nach besser geeignet? Und ist der Leim im Leimholz kein Gesundheitsrisiko? Schliesslich werden ja Lebensmittel darauf geschnitten.
Freundliche Güsse
Max
Hallo Max,
zuerst zum Leim, da es beide Holzarten betrifft: Alles was hierzulande als Leimholz verkauft wird, muss die Anforderungen zur Benutzung im Innenbereich erfüllen. Das ganze nennt sich E1. Faktisch geht von Leim keine Gefahr aus – sonst wären im Umkehrschluss alle verleimten Bretter für den Kontakt mit Lebensmitteln verboten.
Bei der Holzart würde ich als Schneidbrett auf Buche gehen. Fichte wäre eher eine Sache für reine Servier/Brotzeitbretter.
Sollen die Bretter noch behandelt werden? Da gibt es mehrere Low-Budget-Lösungen. Das können wir gerne getrennt thematisieren. Melde dich einfach.
LG Michael